Als wir zurueckkommen ist der Stromn mal wieder weg, wir wollten ja frueh losfahren nach Banda Aceh, aber packen in einem dunklen Zimmer ist nicht so einfach. So waehlen wir den logischen Weg, schlafen jetzt und packen spaeter. Stromausfall macht traege. Wir haben einen Mitfahrer bis Banda, Andrea aus Italien, der dann auch puenktlich um 9 Uhr vor unserer Tuer steht. Die Kinder schlafen noch, sehr schoene Ausrede wie wir finden. Wir fangen an zu packen, Ronna kommt noch vorbei, um sich zu verabschieden und um 10 sind wir startklar. Wir tanken widerwillig Biodiesel, nach der 5. Tankstelle haben wirs kapiert: es gibt hier nichts anderes mehr. Da in Indonesien die Oelgesellschaft Pertamina ein Monopol besitzt, muss man das wohl schlucken bzw. tanken. Dann, noch nicht weit gefahren, eine Bruecke, dahinter ein liegengebliebener LKW und dann noch eine Baustelle. Wir stehen eine Stunde auf der Bruecke, nichts geht mehr. Erst als die Polizei auftaucht, um die Autos von der Gegenfahrbahn zu entfernen, loest sich das Chaos langsam auf. Es ist fast entspannend, hier zu fahren im Vergleich zu Indien. Bremshuegel (sie heissen hier polisi tidur -schlafende Polizisten) gibt es nur in Wohngebieten und auch einzel vorkommende Schlagloecher sind eine Seltenheit.
Kurz vor Sonnenuntergang finden wir ein kleines Losmen in Idi. Losmen sind wie Pensionen, Familien, die einzelne Zimmer vermieten. Gleich fragt der Mann, ob wir mitessen wollen, es gibt Fisch und Reis. Wir wollen aber erst mal duschen und spaeter noch etwas laufen, um nach der langen Fahrt die Kinder ins Bett zu bekommen. Andrea sind 40.000 Rp (2, 50 euro) fuer das Zimmer zu teuer, er packt seine Sachen und will draussen schlafen. Irgendwie ist sein Budget schon recht niedrig, beim Mittagessen hatte er sich geweigert, 20.000 Rp. Fuer eine riesige Portion Reis mit Gemuese zu bezahlen.
Wir lassen ihn ziehen und geniessen den Abend. Vasco und Sima bekommen schon wieder Suessigkeiten und dazu 2 Kinder zum spielen. Der Mann erzaehlt, dass sie hier den Tsunami kaum gespuert haben, obwohl nur 500m vom Meer weg. WAS? Wir sind fast am Meer, das hatten wir auf der Karte gar nicht gesehen. Ja klar, meint seine Frau und es gibt auch einen schoenen Strand. Da uns der Hunger spaeter in die andere Richtung treibt und wir am naechsten Tag frueh los muessen, haben wir ihn leider nicht gesehen. Wir wollen aber vielleicht spaeter zurueckkommen, wenn wir keine wichtigen Termine mehr haben.
Unser allerwichtigster Termin ist der 8. Oktober, Fenis 50. Geburtstag und den koennen wir halten, falls nicht Pingu auf den letzten 350 km noch liegenbleibt. Der Stabi ist zwar schon wieder lose, wir werden in Banda eine Werkstatt brauchen, aber wir fahren. In der letzten Stunde Fahrt durch bewaldete Huegel, ruft Feni dreimal an, 'wo seid ihr, wann seid ihr da?'. Am Stadtrand faengt es an zu regnen. Und dann sehen wir Feni, die winkend auf uns zurennt. Wir sind angekommen, was fuer ein genialer Augenblick! Nach ueber 5 Monaten und ca. 14.500 gefahrenen Kilometern stehen wir vor der Grossen Moschee mitten in Banda Aceh, dazu noch einen Tag vor Fenis Geburtstag!
Das Empfangskommitee besteht aus mindestens 10 Maennern, die den Bus anschauen wollen, einer fragt, ob er mal fahren darf, er will wissen, wie das ist, das Lenkrad auf der falschen Seite. Wir vertroesten ihn auf spaeter, verabschieden uns von Andrea und bitten Feni, doch einzusteigen. Einiges hat sich veraendert, seit wir das letzte Mal hier waren. Feni ist umgezogen, in eine Wohnung in der Stadt, dort hat sie eine Schneiderei, ganz offiziell mit Schild ueber der Tuer. Fenis Mutter wohnt jetzt auch dort, sie kann ihre rechte Hand nicht bewegen und muss im Krankenhaus behandelt werden. Deshalb konnte sie nicht in ihrem Dorf bleiben. Fathur ist in Jakarta, er hat die Uni abgeschlossen und arbeitet als Elektrotechniker bei PT Indosat, einer grossen Telekommunikationsfirma.
Feni hat Ente gekocht und wir sollen erst mal essen. Ich weiss, dass es Fleisch hier nur zu ganz besonderen Anlaessen gibt, da es im Vergleich zu Fisch sehr teuer ist. Wir begruessen Fenis Mutter und Agiel, ihren Sohn, und die Kinder bekommen -natuerlich Suessigkeiten. Feni erzaehlt, dass sie nicht mehr unterrichtet, sondern jetzt im Buero arbeitet. In Indonesien sind alle Lehrer verbeamtet und sie haben ab einem bestimmten Alter die Moeglichkeit, diesen Wechsel zu machen, wenn es ihnen zu langweilig wird, zu unterrichten. Ausserdem liegt das Rentenalter fuer Lehrer bei 60, fuer Bueroangestellte bei 55, was wohl auch ein gutes Argument ist.
Nach dem Essen fahren wir in die Jln. Cot Arun in Lamtemen und es ist tatsaechlich ein Gefuehl, als wuerden wir nach Hause kommen. Hier ist noch alles beim Alten. Sogar das riesige Nachbarhaus ist immer noch halb fertig, wie vor 2 Jahren, geruechteweise gehoert es einem Deutschen, dem das Geld ausgegangen ist. Wir parken Pingu in der Garage, der kannte sowas bislang noch gar nicht!
Agiels Auto steht auch drin, immer noch kaputt, wir koennen es nicht mal ein paar Zentimeter nach vorne bewegen, da blockiert was. Also bauen Agiel und Patrice unseren Koffer ab, den wir sowieso nicht mehr brauchen und schon geht das Garagentor zu. Nachts schuettet es aus Kuebeln und wir muessen doch kurz an Andrea denken, hoffentlich hat er nicht wieder draussen geschlafen!
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