Montag, 30. September 2013

Zwischenstop in Malaysia

In Chennai haben wir ein wenig im Internet gesurft bezueglich der Faehre von Penang nach Medan in Sumatra. Fuer uns war klar, es gibt da Autofaehren, das ist nicht weit ueber die Strasse von Melakka und es gibt Personenfaehren, zudem arbeiten viele Indonesier in Malaysia und die nehmen alle ihre Mopeds mit. Tja, so kann man sich irren - da gibts keine Faehre! Wir finden heraus, dass mittlerweile nicht mal mehr die Personenfaehre faehrt, die Fluege mit Air Asia sind einfach zu billig, die halbe Stunde kostet grad mal 15 Euro...und das Auto?

Bis vor kurzem gab es auf der Route Gemuesefrachter, die Motorraeder mitgenommen haben, sie wurden mit einem Kran aufgeladen. Dieser Service wurde aber auch eingestellt, ist nicht ganz klar, warum. Es waere fuer ein Auto ohnehin schwer moeglich gewesen. Kaum haben wir die Tatsachen zur Kenntnis genommen, kontaktieren wir unseren Agent und fragen, ob wir den Container gleich weiterleiten koennen nach Medan. Das geht, kostet nur wieder viel Geld, ist aber wahrscheinlich billiger, als die ganze Zollabfertigung doppelt zu machen. Wir fliegen etwas demotiviert am Abend nach Kuala Lumpur und wollen die Weiterleitung von dort aus klaeren.

Nachts um halb 2 landen wir und ach- wir lieben KL - der grosse Foodcourt am Flughafen hat noch auf! Gierig stuerzen wir uns auf Haehnchen, Kartoffelbrei und Coleslaw einer wohlbekannten Kette. Mehr als satt stellen wir fest, dass der letzte Bus in die Stadt nun leider weggefahren ist. Um 4 Uhr faehrt dann doch noch einer und um 6 landen wir im Nagasari Curryhouse, auch 24 Stunden geoeffnet, wie ganz viele Restaurants hier. Die Kinder sind auf dem Weg in die Stadt eingeschlafen und liegen auf den Stuehlen rum. Das Guesthouse, das wir normalerweise in solchen Faellen aufsuchen, gibt es nicht mehr, an dessen Stelle ist jetzt ein Stundenhotel. Ueberhaupt ist die ganze Strasse voller Nutten, neue Bars am Strassenrand, hier hat sich einiges veraendert.

Nach laengerer Suche finden wir ein paar Strassen weiter etwas, legen uns ins Bett und wachen um 2 Uhr mittags wieder auf.
Jetzt ist erst mal Wochenende. Das wird genutzt, um endlich zum riesigen Spielplatz bei den Petronas Twintowers zu gehen. Seit Wochen schon liegen uns die Kinder in den Ohren 'wann sind wir endlich in KL bei den 100 Rutschen...?' Vor dem Spielplatz ist ein grosser Pool, eher ein begehbarer Springbrunnen, in dem die Kleinen planschen koennen. Eigentlich wuerde man bei den Temperaturen gern selbst auch mal kurz reinspringen, da ertoent aber sofort der schrille Pfiff der Frauen, die am Beckenrand alles ueberwachen. Und die pfeifen ziemlich oft...

Montag morgen stehen wir dann puenktlich vor den Toren der indonesischen Botschaft und geben Paesse und Visaantraege ab. Unsere Einladung von Feni wird nicht akzeptiert, da sie nicht offiziell genug ist. Wir koennen jetzt nur hoffen, dass man uns 2 Monate gewaehrt, morgen werden wir es wissen. Patrice faehrt den langen Weg raus nach Klang, um die Verschiffung nach Medan klarzumachen und wir haben unsere naechste Mission vor uns. Patrice wird gesagt, dass keine gebrauchten Autos mehr nach Indonesien eingefuehrt werden duerfen. Also veranlasst er, das Auto aus dem Container zu holen. Nachdem er abends zurueck ins Hotel kommt, erfahren wir dass es jetzt doch geht und er am naechsten Tag erneut ins Buero kommen soll, um zu bezahlen und die Papiere abzuholen.

Wir statten mal zur Abwechslung der deutschen Botschaft einen Besuch ab. Sie befindet sich im 26. Stock eines Hochhauses mit schoener Aussicht auf die Stadt. Jetzt zu unserem Anliegen: Die Kinderpaesse sind schon vollgestempelt, wir muessen neue haben. Ziemlich unverstaendlich, warum ein Kinderpass nur 10 Seiten hat, ein Erwachsener aber 48. Sollen Kinder weniger reisen als wir? Schlau wie wir sind hatten wir von vorneherein 2 Paesse pro Kind machen lassen.
Hier findet man das weniger gut. Warum habt ihr 2 Paesse? Das geht doch gar nicht. Wir koennen also neue haben, aber dann werden die 4 alten ungueltig gestempelt. Eigentlich ist dagegen ja nichts einzuwenden, waere da nicht das Visum fuer Indonesien drin. Ojeoje, schier unloesbare buerokratische Huerden. Wir machen einen Sondertermin am naechsten Tag, um doch noch eine Loesung zu finden.

Der Rest von Patrice:

Am naechsten Morgen um sieben, nach einem Kopi O und Roti, geht es mit dem Monorail, dann Zug und Taxi ins Buero nach Klang. Dort erfahre ich, dass alles in Ordnung geht und das Auto am 03.oder 04.Oktober schon in Medan ist. Soll dies unser Glueckstag werden und wir es doch noch rechtzeitig zu Fenis 50. Geburtstag nach Banda Aceh schaffen ? Ich bezahle die Verschiffung nach Medan und um 11.30 Uhr habe ich alle geaenderten Papiere in der Hand. Ein dickes Lob der Sea Hawk Schiffsgesellschaft!

Dies war heute der erste Streich, folgt um 14.00 Uhr auf der indonesischen Botschaft der zweite Streich?
Dort treffe ich Martina und die Kinder. Wir bekommen die Paesse und wir haben unser erhofftes 60-Tage-Visum.
Dieses war der zweite Streich, jetzt fehlen nur noch die neuen Paesse der Kinder und vor allem wichtig ist die Frage, wann sie fertig sind. Wird dies der dritte Streich ?
Um 15.30 Uhr strahlen wir uns Alle an. Wir haben die neuen Paesse der Kinder und lediglich der ganz alte Pass wurde entwertet. Wer braucht auch drei Paesse? Die Paesse sind dreimal so teuer, als in Deutschland, aber wer kann schon sagen, dass sein Pass in Kuala Lumpur ausgestellt wurde.
Dieses war der dritte Streich und unser absoluter Glueckstag. Nicht in unseren kuehnsten Traeumen haetten wir gedacht, dass alles so reibungslos klappt. Zur Belohnung duerfen die Kinder auf den grossen Spielplatz, ins Wasserbecken und danach ins Aquarium.
Zurueck im Hotel buchen wir fuer den den naechsten Tag noch den Abendflug nach Medan.

Sonntag, 22. September 2013

Wo gehts zur Rajaji Salai?

Madras oder Chennai? Das ist nicht das einzige, was es hier doppelt gibt. Wir wollen zur Rajaji Salai Nr. 39, der Rikscha-Fahrer schaut uns verstaendnislos an. Wir versuchen, ihm im Google-Maps ungefaehr zu zeigen, wo wir hinwollen. Ah-Beach Road! Alle Strassen haben neue Namen bekommen, die alten sind aber noch in den Koepfen drin. Und nicht nur das: wir fahren also die Beach Road entlang und sehen, es gibt zur maximalen Verwirrung auch noch 2 Hausnummern. Nr. 39 ist gleichzeitig Nr. 47, als haette man nicht zumindest die alten Hausnummern behalten koennen. 

Im Buero der Shipping Agency werden wir schon erwartet. Erst mal werden die Papiere fuer den Zoll vorbereitet, um am naechsten Tag festzustellen, dass die falschen Formulare verwendet wurden. Der Zollbeamte wirft erst mal ein paar Leute aus dem Raum, um dann darzulegen, dass alles falsch ist und wir nochmal kommen muessen. Wir sind also noch weit davon weg, Pingu in den Container zu parken.

Abends sind wir mit meiner lieben ehemaligen Kollegin Juliet von Kautex zum Abendessen verabredet. Juliet hat gekocht und wir essen zum ersten Mal, seit wir in Indien sind, RINDFLEISCH. Man kann hier alles kaufen -wenn man weiss, wo..
Die Familie wohnt in Anna Nagar, einem Villenviertel und als wir uns nach einem Taxi fuer den Heimweg erkundigen, meint Juliets Tochter: unser Fahrer kann euch doch nach Hause bringen. Ich hatte vergessen, weulche Annehmlichkeiten in diesen Kreisen in Indien 'normal' sind. Jedenfalls haben wir den Abend sehr genossen und es war schoen, sich nach so langer Zeit wiederzusehen.


Am naechsten Morgen bekommen wir einen Anruf, wir koennen heute zum 20km entfernten Containerdepot fahren. Mit Schwung klappe ich den rechten Aussenspiegel in Position und RATSCH - abgebrochen. Da muss ich wohl die Aussage aus dem letzten Post zuruecknehmen.... Kurz vor Ankunft im Containerdepot reisst noch der Keilriemen -na wunderbar. Wir warten 3 Stunden in der Sonne, zum Mittagessen haben wir Idlis mit verschiedenen Sossen und Masalah Dosa, eine Art Pfannkuchen mit Kartoffeln einpacken lassen. Die Sossen wie immer in kleine Plastiktuetchen verpackt. Beim Oeffnen verteilt sich ungewollt der leuchtendgelbe Dhal auf meinen Klamotten. Zum Glueck gibts eine Toilette und ich wasche alles mit viel Wasser, ist ja warm genug.

Um 4 Uhr taucht der Zoll endlich auf und er nimmts diesmal ganz genau. Er fragt sogar nach der Motornummer, die bisher keinen interessiert hat. Besser so, denn wir haben in Mumbai festgestellt, dass im Carnet die letzte Ziffer nicht stimmte. Also stellen wir uns erst mal dumm: "aeh, motornummer, wo steht die?". Wir kommen damit zum Glueck durch und nehmen uns vor, bei naechster Gelegenheit die letzte Ziffer unkenntlich zu machen.

Es daemmert schon, als wir den Bus endlich in den Container fahren, festzurren koennen wir erst morgen, da die dafuer zustaendige Person erst Material besorgen muss, das heisst, morgen nochmal das gleiche Spiel, der Container wird vorlaeufig versiegelt, aber auch nur, weil wir darauf bestehen. Um 9 Uhr abends sind wir zurueck in Chennai.


Patrice verbringt also nochmal einen aeusserst produktiven Tag im Containerdepot (man hat es doch geschafft, in 8 Stunden den Bus mit 4 Seilen festzuzurren und danach den Container zu verschliessen und versiegeln). Ich mache mich mit den Kindern auf den Weg zu Marina Beach, dem sehr grossen und kilometerlangen Stadtstrand. Danach gibts fuer Vasco ein paar neue Sandalen und fuer Sima einen Haarschnitt, der etwas kurz geriet, bis ich hinschaue, ist es schon zu spaet..

Am Samstag ist dann der Container unterwegs und wir wollen die restlichen Tage noch nach Mamallapuram, 2 Stunden suedlich von Madras. Ich hatte, als ich in Madras gearbeitet habe, fast jedes Wochenende hier verbracht. Jetzt glaube ich, es nicht auf den ersten Blick wiederzuerkennen. Aus dem kleinen Fischerort mit den vielen Tempeln und Steinmetzen und hier und da ein paar Backpackern wurde ein richtiges Touristen-Ghetto mit teueren Restaurants und Hotels mit Swimming-Pools. Der Strand ist allerdings sauberer als damals, man kuemmert sich darum, wegen den Touristen. Der Ausflug zu den Tempeln am Sonntag zusammen mit Tausenden Wochenendbesuchern aus Chennai, die mit bunten Saris ueber die Felsen klettern, ist immer noch ein Highlight.

Das soll es dann gewesen sein mit Indien, am Freitag geht es weiter nach Malaysia. Alles in allem waren es 2 anstrengende Monate, in denen wir aber auch sehr viel gesehen und erlebt haben. 
Am letzten Abend, zurueck in Madras, sprengen wir unser Budget und speisen im Hotel Taj Coromandel. Das indische Essen werden wir vermissen, obwohl es zeitweise vor allem in Suedindien schwierig war fuer unsere Kinder non-spicy zu bekommen. Wenn man scharfes Essen mag, egal ob veg oder non-veg ist die indische Kueche an Vielfalt kaum zu uebertreffen.


Dienstag, 17. September 2013

Der Expressbus nach Hampi

Hatten uns die Israelis am Tag zuvor erzaehlt, der Bus nach Hampi, der Tempelstadt in Karnataka, brauche ungefaehr 4 Stunden, also sehen wir keinen Grund zur Eile. Wir kurven auf kleinen Strassen durch den Dschungel der Western Ghats, eine Strasse ist gesperrt, also nehmen wir eine andere, wir werden in einem kleinen Dorf von einer Familie zu Tee und Keksen eingeladen und duerfen mit dem Priester einer Ganesha-Zeremonie beiwohnen. Der Priester verteilt Trauben an alle- da dachte ich immer, wir muessen den Goettern Opfer bringen und nun lerne ich, wir bekommen von den Goettern etwas geschenkt! Wer kann den Hinduismus verstehen?

Gut, eine Stunde verloren, war ja nett, aber jetzt beginnt uns so langsam zu daemmern, dass wir noch eine Riesenstrecke vor uns haben und bald ist klar: wir werden bis am Abend nicht mal die Haelfte des Weges schaffen. Der Bus braucht 11 Stunden sagt man uns spaeter in Hampi, nur fuer Israelis gibt es scheinbar diesen Mega-Express-Bus...
Wir verbringen ueberhaupt sehr viel Zeit auf der Strasse und haben am Ende nur noch einen Tag Zeit, um die alte Stadt anzuschauen. Hampi war, durchaus vergleichbar mit Angkor Wat in Kambodscha eine recht grosse Stadt mit einer geschaetzten halben Million Einwohner, die Mitte des 17. Jahrhunderts zerstoert und nie wieder aufgebaut wurde. Auf einer sehr grossen Flaeche liegen die Ruinen der Tempel verstreut in der Landschaft und wir sind froh, dass wir Pingu haben, zum Laufen waere es zu weit. Hampi selbst ist heute ein kleines Dorf am Fluss mit einer schoenen Atmosphaere vor allem morgens, wenn die Leute zum Baden zum Fluss kommen. Ausserdem wird jeden Morgen der Tempelelefant gebadet, ein lohnendes Schauspiel. Wir wohnen in einer Huette am Fluss, Affen wecken uns morgens mit Spruengen auf unser Dach. Es waere also schoen gewesen, hier ein paar Tage zu verbringen, Mr. Vivek von der Shipping Company bestellt uns aber bereits am 17. September nach Madras, das Schiff nach Malaysia 3 Tage spaeter.

Da denkt man, man hat ein Jahr Zeit und muss sich staendig beeilen. Die Fahrt nach Madras nimmt nochmal 2 Tage in Anspruch, sogar der Highway ist stellenweise nur eine Schlaglochpiste und kurz nach Hampi stehen wir erst mal ohne ersichtlichen Grund 2 Stunden im LKW-Stau. Am Abend dann kurz bevor wir uns in einem Motel an der Stadtumfahrung von Bangalore ein Zimmer nehmen, stehen wir an einem Bahnuebergang. Unsere Nerven liegen eh schon blank von einer sehr stressigen Fahrt. Ich hoere das Gebimmel schon von Weitem und sehe, wie ein Mann von Hand versucht, die Schranke abzusenken. Konsequenterweise bleibe ich stehen und stelle den Motor ab. Nicht so der Gegenverkehr. Sie fahren einfach weiter, sodass der Mann die Schranke nicht weiter absenken kann. Von hinten kommen 2 Maenner aufgeregt angerannt und schreien mich an, ich soll doch endlich fahren. Patrice steigt aus und faengt auch an zu schreien, ich glaube, sie pruegeln sich gleich. Der Gegenverkehr laesst eine gefuehlte Ewigkeit spaeter eine minimale Luecke und die Schranke kracht nach unten.
Was aber immer noch nicht heisst, dass sie aufhoeren zu fahren. Ein paar Mopeds quetschen sich UNTER der Schranke durch. Die Maenner schreien sich noch immer an, als der Zug ungebremst durchrauscht und durch reines Glueck niemand erwischt.

In Madras draengen wir uns durch das Verkehrschaos und finden sogar ohne google maps (das Internet wurde uns aus irgendwelchen Gruenden von Vodaphone gekuendigt) nach Triplicane und es gibt beim Broadland Hostel auch einen bewachten Parkplatz. Das Broadlands ist ein grosses renoviertes Kolonialhaus, das ich noch von einem frueheren Besuch kenne. Das Familienzimmer ist riesig direkt neben der Dachterasse. Die Anstrengung hat sich allemal gelohnt und wir finden, dass wir fuers erste genug haben von den indischen Strassen. Wir moechten uns zwar nicht selbst loben, aber doch erwaehnen, dass uns die Fahrt quer durch Suedindien keinen einzigen Aussenspiegel gekostet hat. Na gut, ich habe einmal mit dem rechten Spiegel eine Frau getroffen, die in einer Rikscha sass, aber der Spiegel haengte sich nur aus. Wie es der Schulter der Frau geht, wissen wir leider nicht. Auch der Zustand unserer Achsen kann nach 4 uebersehenen Bremshuegeln, die wir ungebremst ueberschanzt haben, nicht mehr der beste sein.

Mittwoch, 11. September 2013

Haengematte unter Kokospalmen - Goa

Auf der 12-stuendigen Fahrt nach Goa sehen wir so allerhand seltsame Fortbewegungsmittel, unter anderem ueberholen wir einige Tata-Trucks ohne Karosserie. Die Fahrer winken uns freundlich aus ihrer Freiluftkabine. Nach einem guten Stueck Highway queren wir die Western Ghats durch eine beeindruckende Landschaft vorbei an Wasserfaellen und Dschungel. Vor uns haelt ein kleiner Suzuki PKW, der Fahrer und die 4 Mitfahrer eilen sturzbesoffen zum Wasserlassen, keiner ging wirklich geradeaus. Hari hatte uns schon gesagt, dass Alkohol am Steuer ein Problem ist, vor allem je spaeter der Abend. 


Es daemmert schon, als wir in Arambol im Norden Goas ankommen. Wir stellen erst mal fest, dass es nicht so einfach ist, einen Stellplatz direkt am Strand zu finden, es ist alles ziemlich zugebaut. Der einzige Weg zum Strand ist sehr schmal, selbstbewusst fahren wir in den Sand, gibt ja sowieso keine andere Moeglichkeit zum Wenden. Hier koennen wir nicht bleiben, zumindest nicht ueber Nacht. War fast klar. Der Weg bergauf ist ungleich schwieriger, ich reibe mir die Haende -ENDLICH! Unsere von Deutschland mitgebrachten Sandbleche werden zu ihrem ersten Einsatz kommen! Aber nach einem spektakulaeren Reifendurchdreher trifft Pingu auf einen griffigen Stein und schafft es doch alleine. Wir verbringen die Nacht in einem Schlammloch auf dem oeffentlichen Parkplatz. Romantik dahin, das kann es nicht gewesen sein.

Beim Fruehstueck finden wir ein paar nette Strandhuetten, gut versteckt hinter blauer Plastikplane. Es ist keine Saison, Monsoon, und daher fast alles geschlossen. Spaeter erfahren wir, dass es sogar verboten ist, vor Mitte Oktober Strandhuetten zu vermieten. Entsprechend wenig ist los in den Strandorten, in Arambol gibts immerhin ein paar Restaurants, ein paar wenige Touristen, sonst kann man den Fischern zuschauen. Ganz weit weg von meinem bisherigen Bild von Goa mit abgefahrenen Full-Moon-Parties und vollen Straenden. Erst mal wollen wir uns nicht damit abfinden, dass es keinen Platz am leeren Strand geben soll, an dem wir ein paar Tage campen koennen, fahren nach Mandrem und Vagator und finden - nichts. Also zurueck zu den Strandhuetten von Arambol, wir parken vor dem Tempel und nachdem wir unser Gepaeck zur Huette geschleppt haben, kann der Urlaub beginnen. 



Die Zeit vergeht schnell, wir lernen einen Englaender kennen, der hier lebt und waehrend der Saison Beach Surfing anbietet. Jetzt sitzt er den ganzen Tag teetrinkend im Restaurant und meint, irgendwann werde er zurueck wollen, aber nicht in naher Zukunft. Er kam vor 18 Jahren mit 2 Autos und seinem Equipment von England hierher, natuerlich ueber Quetta, Pakistan und hat jede Menge Geschichten auf Lager. Abends gehen wir in einem der Restaurants Red Snapper essen, wird nie langweilig..

Da wir aber auch die kulturelle Seite Goas sehen wollen (hauptsaechlich damit es nicht nachher heisst, sie sitzen nur am Strand) und euch natuerlich berichten wollen, packen wir nach 5 schoenen Tagen den Bus und fahren erst mal nach Old-Goa, der ehemaligen Hauptstadt. Goa war seit 1510 portugiesisch und kam erst zu Indien, als 1961 die indische Armee einmarschierte. Der Grossteil der Bevoelkerung ist also christlich bzw. roemisch-katholisch und Old-Goa besteht fast nur aus Kirchen. Da ist erst mal die Kathedrale, die groesste Kirche Asiens mit barocker Innenausstattung und gleich gegenueber eine Basilika aus rotem Sandstein. Nach dieser Ueberdosis Kultur fahren wir weiter zu der Stadt Vasco da Gama, eigentlich nur des Namens wegen und schlendern ueber den kleinen Fischerei-Hafen. Dabei erstehen wir ein Kilo frischen Fisch fuer 3 Euro, den wir an unserem imaginaeren Strandstellplatz grillen wollen. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.





Da wir einige Reiseberichte gelesen hatten, in denen Agonda erwaehnt war als geeigneter Stellplatz fuer Overlander (wie auch Arambol und Vagator) fahren wir also in Agonda Richtung Strand. An der Kirche sieht uns ein Mann auf einer Enfield, er winkt, wir sollen ihm folgen. Und kurz darauf stehen wir auf einem riesigen Platz mit Kokospalmen direkt am Strand. Der Mann meint, zur Hochsaison stehen hier manchmal 40 Busse. Heute sind wir die einzigen. Zufrieden springen wir erst mal ins Wasser und braten dann den Fisch zum Abendessen. 





Nach 3 Tagen im Paradies ist unser Wassertank fast leer und das Gas zum Kochen. Die Kinder, sonst eher Schwachesser haben hier ploetzlich zu jeder Tageszeit einen Riesenappetit und wollen staendig futtern. Meine Mutter haette dazu gesagt, es laege an der frischen Luft, jedenfalls muessen wir jetzt unsere Vorraete dringend aufstocken. Die Versorgung an Fisch und Krabben ist zwar durch die Fischer sichergestellt, die hier jeden Morgen vorbeikommen und manchmal tauchen auch Maenner auf, die uns Kokosnuesse vom Baum holen, aber ein bisschen Gemuese waere schon auch nicht schlecht. Etwas ernuechtert kommen wir aus Chaudi zurueck, unser Wassertank ist zwar voll, dafuer wird es wohl in ganz Indien keine passende Kartusche fuer unseren Campingazkocher geben. Also gut, wenn die Kartusche leer ist, muessen wir das Paradies eben verlassen, oder wir essen rohen Fisch und lassen unsere Kinder verhungern. Oder es kommt jemand vorbei, der uns einen Kocher leiht....

Als haetten wir sie bestellt, kommen also Regina und David aus Oesterreich mit ihrem VW LT hier an, wir haben Nachbarn und begruessen die ersten Overlander, die wir seit Ewigkeiten treffen wie alte Freunde. 'Hey, wir haben eueren Bus in Istanbul gesehen', meint Regina. Wir waren also fast zeitgleich unterwegs mit dem Unterschied, dass die beiden im Konvoy mit 4 Deutschen durch Pakistan gefahren sind. 'Es war die Hoelle, keine Hygiene, wir wurden alle krank vom Essen und dazu 15 Bewaffnete, die mitfuhren und vor dem Hotel Wache schoben'. 
Nach Pakistan, weiteren 2000 Kilometer durch Nordindien und einer komplett demolierten Stosstange (kleiner Unfall) sind sie ungefaehr so erholungsbeduerftig wie wir. Und sie leihen uns einen fast unbenutzten Gaskocher mit einer 5kg Propangasflasche, die sollte reichen. Wir bleiben nochmal 3 Tage, veranstalten einen Grillabend mit 4 grossen Fischen und geniessen unseren Strandurlaub. Wenn ihr bei den beiden vorbeischauen wollt, koennt ihr das unter www.bluffgoesbluff.jimdo.com. 

Es wird sicher noch interessant, da sie planen, durch Burma zu fahren. Anscheinend ist es mittlerweile tatsaechlich moeglich, mit einer gefuehrten Tour ein Visum zu bekommen. Fuer ihren Bus, der in keinen Container passt, die beste und guenstigste Loesung, falls es funktionniert. Ich bin da gespannt. Anscheinend hat im Februar eine Reisegruppe den Praezedenzfall geschaffen, und das gleich mit 20 Fahrzeugen! 





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