Montag, 24. Juni 2013

Nepper, Schlepper......die Grenze

Uns droehnen die Ohren. Nach einer langweiligen, lange dauernden Ausreise aus der Tuerkei, geht endlich das grosse Tor auf und der Ayatollah gruesst uns auf einem riesigen Plakat 'Welcome to Iran'. Nahezu zeitgleich verfolgen uns 5 Schlepper, die alle gleichzeitig in einigermassen verstaendlichem Englisch auf uns einreden.

Wir werden in den 'Salon' gebeten und sind natuerlich die einzigen auslaendischen 'Gaeste'. Wir hatten in Dogubayazit noch Maria getroffen, eine Schweizerin, die mit dem Fahrrad unterwegs nach Nepal ist, keine Spur von ihr, sie wollte frueh los und ist wahrscheinlich schon durch. Bei der Immigration werden unsere Kinder freundlich mit einem Schokoriegel begruesst und wir bekommen einen einwoechigen Aufenthalt in den Pass gestempelt. Haben wir uns da etwa verhoert? Es gibt lange Diskussionen, ja genau, da steht es doch auf dem Visum: 30 tage. Ok, ok, sagt der Mann, wir geben euch eine Woche, ihr bleibt einen Monat und gebt dem Beamten an der Pakistanischen Grenze eben etwas Geld... Hab ich mich schon wieder verhoert??

Naja, jedenfalls haben wir jetzt zwar keine Ahnung, was wirklich in unserem Pass steht, vielleicht lernen wir bis zur Ausreise genug Farsi, um es zu verstehen. Einer der Schlepper meinte am Schluss: ok, 30 days, und der Beamte aendert etwas in seinem Computer.

Schon auf der tuerkischen Seite sind wir schwach geworden und haben 200 euro und die restlichen Lira in Rial getauscht - wahrscheinlich zum schlechtesten Kurs ueberhaupt. Noch ueberzeugt davon, einen guten, wenn auch illegalen Deal gemacht zu haben, versteckt Patrice das Geld in den Windeln. Wieder belabern uns die Schlepper: wir tauschen zum BESTEN Kurs. Ich nehme 100 Euro und gehe demonstrativ zur Bank, schwarz tauschen, sowas machen wir nicht!

Voellig unglaeubig schaut mich der Mann in der Bank an: kann man tatsaechlich so bescheuert sein. Schau Maedel, dieser Mann will dir 1 Million Rial mehr geben als ich und du moechtest bei mir tauschen?
Na gut, ich tausche also beim Schlepper, der mich die naechste Stunde weiter zutextet, 100 euro seien aber sehr wenig usw..

Dann endlich erreichen wir den Terminal, eine letzte Polizeikontrolle, die uns aber nicht durchlassen will. Aber klar, wir brauchen noch eine Versicherung fuer das Auto, das Versicherungsbuero ist direkt gegenueber. Es soll fuer einen Monat 75 euro kosten, kommt uns zwar ueberteuert vor, aber die Schlepper reden schon wieder alle gleichzeitig, wir wollen hier raus und bezahlen im Tausch gegen eine Karte, auf der wichtige Dinge in Farsi stehen. Wenn wir einen Unfall haben, sollen wir die Polizei rufen, die regelt das dann mit der Versicherung, uebersetzt ein Schlepper. Bei der Ausfahrt stellen wir fest, dass wir die Versicherung gar nicht gebraucht haetten. Die Polizisten wollten nur den Pass sehen:-)

Unsere hilfreichen Freunde wollen nun natuerlich auch noch fuer ihre wertvollen Dienste entlohnt werden, am besten in Euro, davon haben wir ja offensichtlich genug. Endlich, gestresst und genervt nach ca. 2 Stunden fahren wir die lange Hauptstrasse von Bazargan entlang - Wir sind im Iran !


Sonntag, 23. Juni 2013

Hallo aus dem Iran!

Wir sind nun schon gute 2 Wochen im Iran unterwegs. Leider hat sich tatsaechlich bewahrheitet, dass an oeffentlichen Wlan-Zugaengen weder facebook noch blogger geoeffnet werden kann. So haben wir unsere Eindruecke mal regelmaessig niedergeschrieben und schicken sie euch nun im Bundle. Momentan sind wir in der Dasht-e-Kavir-Wueste und wohnen bei Mohammed Jalali in seinem gemuetlichen Guesthouse in Toudeshk, 100 km von Isfahan in Richtung Yazd. Mohammed hat mit einem Hostel fuer Radfahrer vor 9 Jahrenangefangen, damit diese die lange Strecke zwischen Esfahan und Yazd unterbrechen konnten. Hier kann man sich in seinem schoenen Innenhof erholen, die mittagliche Siesta ist ein Muss bei 40 Grad. Die Mahlzeiten werden zusammen mit seiner Familie auf dem grossen Teppich eingenommen.

So um 6 Uhr abends geht das Leben auf der Strasse wieder los, Geschaefte machen auf und die Leute sitzen vor ihren Haeusern. Der Sonnenuntergang ist phaenomenal und der Blick in die Sterne erst...

Mohammed hat eine private Lizenz fuer 'ungefiltertes' Internet wie viele Privatleute und leiht uns seinen Laptop. Ausserdem hat er heute morgen Pingu im Hof gewaschen und uns eine Werkstatt gezeigt, wo wir einen laengst faelligen Oelwechsel machen konnten. Vielen Dank dafuer und fuer alle Overlander die Empfehlung: schaut bei ihm vorbei, es lohnt sich! Morgen wollen wir in der Wueste uebernachten bei Wanderduenen ca. 60 km von hier. Bin schon sehr gespannt auf die Tour!

Hier die genaue Adresse:
Tak-Taku Guesthouse
Mohammed Jalali
Toudeshk-Cho -Iran
www.deserthome.ir
Tel: +98-9133654420

Kashan und Isfahan

21.06.2013

Wir unterbrechen unsere Fahrt nach Isfahan in Kashan, einer etwas kleineren Oasenstadt mit einem schoenen persischen Garten, der zeigen sollte, wieviel Wasser es in der Stadt gibt. Die Kinder planschen in den Kanaelen und Sima nimmt ein Vollbad, da sie auf den glatten Fliesen ausrutscht. Der Hammam ist ein historischer Ort. Hier wurde der Widerstandskaempfer Amir Kabir ermordet. Das Exekutionskommando des Shahs fand ihn, als er gerade bei seinem Masseur sass. Schoene Vorstellung,oder?






Vor dem Garten finden wir kleine Teehaeuser, in denen auf traditionelle Art Rosenwasserestilliert wird. Fuer die Nacht checken wir in einem der alten renovierten Handelshaeusern der Stadt ein, Kashan hat eine reiche Geschichte als Handelsstuetzpunkt und Verkehrsknotenpunkt fuer Karavanen durch die Wueste.
Das Hotel ist genial, mit riesigem Zimmer und tollem Innenhof mit Wasserbecken, wir duerfen die Kueche benutzen und schauen in der Lobby zu, wie Iran gegen Suedkorea im Fussball gewinnt und sich damit fuer die WM qualifiziert hat. Vasco wuenscht sich ein eigenes Zelt zum Geburtstag, also ziehen wir gegen Abend nochmal los Richtung Bazar. Der ist zwar schoen, hat aber keine Zelte. An einer Strassenecke fragen wir einen Mann nach 'Tschador'. Der schwarze Umhang der Frauen heisst woertlich uebersetzt also 'Zelt'. Ein Laden scheint ausserhalb der Stadt zu sein, Ali organisiert ein Taxi. Einige Zeit spaeter hat Vasco sein Zelt in der Hand und wir sind bei Ali eingeladen, zum essen, zum schlafen und ueberhaupt, wir koennen bleiben, solange wir wollen. Und ausgerechnet heute haben wir uns mal nicht im Park niedergelassen, sondern in einem relativ teueren Hotel.
Wir wollen nicht unhoeflich sein, und sagen zu, etwas mit seiner Familie zu trinken, so fuer eine halbe Stunde oder so und werden sehr herzlich von seiner Mutter und seiner Schwester empfangen. In der Wohnung sieht es sauber und gemuetlich aus, wir bekommen Suessigkeiten (Vasco isst wie immer unmaessig und stopft sich auch noch beide Hosentaschen voll, was uns peinlich ist aber die Leute sehr amuesant finden..). Dann gibt es gekuehlten Zuckersirup und anschliessend Gurken, jetzt ist genug, im Hotel wartet noch Haehnchen im Kuehlschrank, das heute gegessen werden will. Wir bedanken uns und machen etliche Abschiedsfotos.

Am naechsten Morgen noch lockere 200 Kilometer Autobahn bis nach Isfahan, der drittgroessten Stadt im Iran mit 1,6 Mio Einwohnern. Auf dem Weg passieren wir Natanz, genau jenes besagte Natanz, wir sehen einige Luftabwehr-Raketen um die Stadt herum stationniert und sind kaum an der Ausfahrt vorbei, da erklingt von unserem Sohn ein wohlbekannter Satz 'ich muss aufs Klo!'
Da man diese Tatsache unmoeglich ignorieren kann, halte ich in der naechsten Parkbucht und wir bringen es schnell und unauffaellig hinter uns.

In Isfahan versuchen wir zum ersten Mal einen Park mithilfe von GPS-Koordinaten zu finden und siehe da, es klappt, nur leider ist Camping hier mittlerweile verboten, wir bekommen eine Wegbeschreibung zum Campingplatz auf farsi, koennen aber soviel erkennen, dass er mindestens 10 km ausserhalb ist. Neee, das ist ja doof. Wir fahren am Fluss entlang zum naechsten Park. Dort treffen wir einen Mann mit einem T4 Transporter, der natuerlich alles ueber Pingu wissen will. Er ruft einen Freund an, der in Deutschland studiert hat. Der erzaehlt uns, dass man das campen generell in Isfahans Parks verboten hat, wir uns aber keine Gedanken machen sollen, einfach das Zelt aufbauen, bei Auslaendern waere man tolerant..
So dreist wollen wir nicht sein, finden mit viel Glueck einen Parkplatz mitten im Zentrum neben einem Park und duerfen hier im Bus uebernachten. Solange wir kein Zelt aufstellen, sagt auch keiner was. Wir zahlen 2 Euro am Tag fuer den Parkplatz und gehen dafuer in Ermangelung von Restaurants in der naeheren Umgebung im Abbasi-Hotel, eines der wenigen Luxushotels der Stadt dinnieren. Es befindet sich in einer renovierten Karavanserei und die Atmosphaere im Innenhof ist einfach genial. Wir wollen am naechsten Tag, Vascos Geburtstag hier das Buffet ausprobieren, man goennt sich ja sonst nichts.
Der naechste Tag gehoert unserem Sohn, alle Sehenswuerdigkeiten (und die Stadt ist voll davon) muessen warten. Wir verbringen also den halben Tag auf dem Spielplatz und den anderen halben warten wir darauf, dass die Seilbahn auf einen der umliegenden Berge endlich aufmacht. Dann nicht zu vergessen das Abendessen im Abbasi, nur eine Geburtstagstorte finden wir leider nirgends.
Am naechsten Morgen kommt Moritz an unserem Bus vorbei, ein Hollaender, den wir bereits aus Kashan kennen. Er erzaehlt, er haette 2 deutsche Motorradfahrer getroffen, die nach Pakistan wollten und auch noch einen schwarzen Jeep mit deutschem Kennzeichen vor dem Abbasi stehen sehen. Wir natuerlich in der Hoffnung endlich auf andere Overlander zu treffen auf zum Abbasi, kein Jeep, naja, dann eben ein Cay in der Lobby, wat solls.
Jetzt endlich zu den Sehenswuerdigkeiten. Die Ausmasse des zentralen Platzes bringen einen schon zum Staunen, es soll nach dem Tianmen-Platz in Peking der zweitgroesste Platz der Welt sein. Und dann die 2 Moscheen an dessen Ost bzw. Suedseite und der riesige Palast im Westen. Einfach unglaublich! Die Bilder sagen alles...
Auf dem Weg zum Abendessen kommt uns doch tatsaechlich noch ein weisser Unimog mit Pforzheimer Kennzeichen entgegen, Patrice winkt, doch er faehrt vorbei, kann ja jeder kommen.