Donnerstag, 25. Juli 2013

Im Land der Yetis

Der Tee vom Mittagessen steht noch auf dem Tisch, als wir durch eine Gewitterfront fliegen und er sich wenige Sekunden spaeter in einem Luftloch aus dem Staub macht und sich auf meiner Hose verteilt. Ein Anflug von panischer Flugangst erfasst mich, als wir zum steilen Landeanflug ins Kathmandu-Tal ansetzen, habe ich doch schon gehoert, dass der Flughafen von Kathmandu, von einer Bergkette mit 3000ern umgeben als der schwierigste der Welt im Bezug auf die Landung gilt. Etliche Maschinen verfehlten schon die Landebahn. Die Kinder finden das alles ganz lustig, wie schoen kann Unwissenheit sein. Schon kommen erste Haeuser in Sicht und wir landen auf der vorgesehenen Spur.
Bei der Immigration geht es recht unkompliziert zu, in 15 Minuten haben wir unser Visum im Pass, koennte es nicht in Indien aehnlich einfach sein?

Vor dem Flughafen treffen wir einen Mann, der uns sein Guesthouse zeigen will, wie dumm, dass wir schon von Mumbai reserviert haben. Das macht gar nichts, meint der, wenn es uns dort besser gefaellt, Reservierung hin oder her, koennen wir bleiben. Das Ende vom Lied ist, dass wir 5 Unterkuenfte anschauen muessen - der Taxifahrer hat da auch noch einige gute Tips - bis wir uns fuer das Reservierte entscheiden. Eigentlich sind alle toll, mit Garten und Balkon.

Kathmandu ist eine schoene mittelalterliche Stadt, die frueher an der suedlichen Seidenstrasse, der Verbindung zwischen Indien und China gelegen war. Es gibt viele alte Tempel und Haeuser anzuschauen, nur leider ist durch den dichten Verkehr durch die engen Gassen die Luftverschmutzung so extrem, dass man, ausser es regnet gerade, eigentlich immer in einem Nebel von Staub und Abgasen versinkt. Kein Wunder, dass viele Einheimische Atemschutzmasken tragen. Die Vorstellung, dass die ersten Hippies, die hier in den 60ern ankamen, die Stadt voellig ohne Autos erleben durften, ist irgendwie romantisch und unreal, aber so muss es gewesen sein. Nepal hat sich erst 1950 dem Westen geoeffnet und reisen und trekken wurde moeglich.

Am erstenTag wollen wir voellig uebermotiviert gleich zur indischen Botschaft, um unsere Visa zu beantragen, bis uns auffaellt: auch die hat sonntags zu! Also fuellen wir schon mal in aller Ruhe die Online-Formulare aus, um dann am Montag Morgen um acht vor der Tuer zu stehen. Die Visastelle macht erst um 9:30 auf, aber wer nicht frueh genug da ist, wird auf den naechsten Tag vertroestet. Die Schlange waechst, Chinesen, Deutsche, Englaender, Amerikaner, international sind wir hier und alle wollen nach Indien.

Als wir dann endlich an der Reihe sind, stellt sich heraus, dass ein Mitglied unserer Reisegruppe es weder geschafft hat, die eigene Passnummer richtig einzutragen, noch das richtige Geburtsdatum unseres Sohnes. Strafarbeit! So geht das aber nicht, das machst du jetzt schoen nochmal, damit du es lernst!! Um 12 Uhr sind wir dann endlich fertig und machen uns auf den Rueckweg in die stinkende Stadt. Am Freitag duerfen wir dann nochmal Schlange stehen und unsere Paesse abgeben, um am naechsten Montag dann unser Visum in Haenden zu halten -Inshallah!

Die uns bleibenden 2 Tage fahren wir nach Dhulikhel, einem Dorf am Rand des Kathmandu-Tals gelegen und versprechen uns Ruhe, frische Luft und vielleicht eine bessere Aussicht auf den Himalaya, als von der Dachterasse in Kathmandu. Den Everest werden wir wohl kaum zu sehen bekommen und auch mit den anderen 8000ern wird es schwierig werden, da sie waehrend dem Monsun fast immer in Wolken sind. Aber mal davon abgesehen ist es sehr nett in Dhulikhel, wir wohnen bei einer Familie, die nur 3 Zimmer zu vermieten hat und sollen uns wie zuhause fuehlen, unsere Kinder koennen im ganzen Haus spielen und jeder Bloedsinn, den sie aushecken wird verziehen. Am naechsten Tag wandern wir zu einem Tempel mit 360 Grad Rundumblick auf die wolkenverhangenen Berge und geraten auf dem Rueckweg in einen heftigen Regenschauer - ohne Regenschirm oder Jacken, was sind wir optimistisch!

Es ist manchmal schon ungewohnt und auch schlimm, wieder in einer Gesellschaft angekommen zu sein, in der Alkohol zum Alltag gehoert und damit leider auch Alkoholmissbrauch. Als wir um 4 von unserer Wanderung zurueckkommen hat der Mann bestimmt schon eine halbe Sprite-Flasche seines Selbstgebrannten vernichtet und ist sehr gespraechig. Im Laufe des Abends wird es immer schwieriger, sein Englisch zu verstehen, wobei sein Mitteilungsbeduerfnis exponentiell ansteigt. Hoeflich hoeren wir zu und der allabendliche Power Cut gibt uns endlich die Gelegenheit, uns zu verabschieden. Nepals Stromversorgung besteht zu 100% aus Wasserkraft, was zu haeufigen Engpaessen fuehrt. Sogar in Kathmandu wird der Strom oefter abends abgeschaltet. Die vielen Diesel-Generatoren tragen ihr uebriges zur Luftverschmutzung bei.

Dann an unserem letzten Morgen in Dhulikhel -es ist wie ein Traum- reisst die Wolkendecke auf und der Nebel sinkt nach unten ab und gibt die Sicht frei auf die ganze Gebirgskette!

Freitag, 19. Juli 2013

Mumbai-Kathmandu und zurueck

Manchmal hat man beim Reisen so das Gefuehl, alles geht schief und da waeren wir jetzt angekommen. Wir sind in Indien, unser erstes 'Ziel', wenn man es so nennen will und gleich bei der Einreise der erste Schock: das Visum gilt nicht ab dem Tag der Einreise fuer 6 Monate, nein ab dem Tag der Antragstellung- bleiben 4 Wochen, und bei Overstay droht Gefaengnis. Verlaengern geht nach mehrmaligem Nachfragen auch nicht, also: wir muessen das Land verlassen.

Nach der Ankunft in Mumbai kuemmern wir uns gleich um den Verbleib von Pingu. Leider muessen wir feststellen,dass wir eine Adresse aus Karatschi haben. Also bleibt uns nichts anderes uebrig als im Iran anzurufen. Wir glauben nun haben sie nicht nur den kleinen Pingu, sondern auch den Grossen gestohlen! Das kostet uns eine schlaflose Nacht. Aber nach Herausfinden der Adresse in Mumbai am naechsten Tag und einen Besuch im Buero der Schiffgesellschaft stellt sich heraus,dass das Schiff Verspeatung hat und deshalb Pingu noch nicht geladen wurde. Und ach ja, fuer die Zollabfertigung benoetigen wir Minimum 10 Tage und wir brauchen einen Clearing Agent, meint der nette Mann von der Shipping Company. Ich weiss, dass ich die indische Buerokratie NICHT vermisst habe.

Andererseits, sollten wir laenger als 5 Tage brauchen, um den Container vom Lagerplatz abzuholen, fallen Strafgebuehren an. Das heisst wir machen einen Kurztrip nach Nepal, beantragen ein neues Visum fuer Indien und sind in spaetestens 2 Wochen zurueck. Der Flug mit Jet Airways ist schnell gebucht, kostet ein Heidengeld, es hilft nichts, wir fliegen schon wieder.

Zum Fotos machen in Bombay kommen wir nicht wirklich, wir sind stundenlang im Taxi unterwegs quer durch die Stadt, aber wir holen es nach, wir kommen ja bald zurueck.

Dienstag, 16. Juli 2013

Am persischen Golf

14.07.2013

Nach einem weniger schoenen Stop in einer ziemlich uebel dreckigen Absteige in Shiraz, sind wir auf dem Weg nach Bandar Abbas. In Shiraz konnten wir wenig Anzeichen der ehemaligen Stadt der Dichter und Denker finden, an jeder Ecke Baustellen und Muell in den Strassen, wie wir es noch in keiner anderen Stadt im Iran gesehen hatten. Ganz schoen war, dass wir hier doch ein paar Leute getroffen haben, um uns auszutauschen. Frank und Daniel, 2 Radfahrer sind hier und wie es der Zufall will, finden wir heraus, dass Frank ein Kollege von Konrad aus Luzern ist, so klein ist die Welt!
2 Spanier mit einem Landcruser und Stephanie und Florian aus Muenchen sitzen noch an unserem Tisch, sie haben auch einen T4 Diesel mit Hochdach und wir eroertern unsere Werkstattaufenthalte, Spritverbrauch, die Moeglichkeit eine Klimaanlage nachzuruesten uvm...

Wir sind trotz dass es spaet wurde am letzten Abend schon um 6 auf den Beinen und um halb 7 startklar. In unserem Zimmer stinkt es so, dass wir bestimmt die naechsten 100km noch den Geruch in der Nase haben. Vom Zwischenstop in Darab bekommen wir wenig mit, wir verkriechen uns in unser klimatisiertes Zimmer und der Bus kann leider nur in der Sonne parken. Als wir gegen Abend nochmal los wollen, verbrennen wir uns schon an den Tuergriffen die Finger- vergessen wirs. Der Sonnenuntergang ist ganz dramatisch, mit Bergen im Hintergrund und am naechsten Morgen werden wir sehr herzlich verabschiedet, man will Fotos von uns und dem Bus und beides zusammen. Die restlichen 330 Kilometer nach Bandar Abbas sind wieder mal heiss, es geht ein Stueck durch die Berge auf wie gewohnt guten Strassen. An einer Pass-Strasse winkt uns ein Peugeot rechts ran, was will der denn? Eine Frau kommt zum Auto mit einem grossen Obstkorb mit Trauben, Aepfeln, Kirschen und Pfirsichen, wir sollen alles nehmen. Wie nett und genau das richtige bei der Hitze!

Schon wieder anhalten? Diesmal wars die Poizei und Patrice ungefaehr 30 kmh zu schnell. Super, da stehen wir jetzt in der Hitze. Zum Glueck ist man gespraechsbereit, mit der Bemerkung, wir sollen doch naechstes Mal bitte langsamer fahren, laesst man uns gehen.

Bandar Abbas ist der groesste iranische Hafen am persischen Golf und der Verkehr gleich mal chaotisch. Man hat sich gedacht, die Querstrassen zur Imam Khomeini, der Hauptstrasse, muessten Linksverkehr bekommen, ein Vorgeschmack fuer Indien? Wir kaempfen uns durch und finden ein Hotel direkt am Meer. Da die Stadt laut Lonely Planet KEINE Sehenswuerdigkeiten besitzt - als waere das Meer selbst und die lange Uferpromenade nicht sehenswert genug -, koennen wir uns ganz auf die organisatorischen Dinge konzentrieren. Und dies mal wieder entweder sehr frueh morgends oder nachts. Wir sitzen also am naechsten Morgen in einem Buero am Hafen und buchen einen Container fuer Pingu nach Nhava Sheva, dem Hafen von Bombay. Dies scheint kein groesseres Problem zu sein, das Schiff geht in einer Woche. Dann lernen wir den Mann vom Zoll kennen, der nun leider gar kein Englisch kann. Er will uns in 2 bis 3 Tagen anrufen, um die Zollabfertigung zu machen. Sehr gut!

Wie sich spaeter noch herausstellt, sind Frauen und Kinder im gesamten Hafen nicht zugangsberechtigt, Patrice muss also alles alleine machen und die Kinder duerfen die versprochenen grossen Schiffe diesmal nicht sehen:-(
Ach ja, da faellt mir ein, dass in 2 Tagen der Ramadan beginnt und ich frage sicherheitshalber nach den Buerozeiten. Alles wie gehabt, meint Abbas, der gut englisch spricht und etwas leiser: es gibt hier genug Leute, die trotzdem essen und trinken..

Waehrend der einen Stunde, die wir im Buero sitzen, kommt bestimmt 5 Mal ein Mann mit einem Tablett vorbei, der Tee ausschenkt. Die Angestellten muessen noch nicht mal aufstehen, das waere doch mal ein schoener Service bei uns zuhause :-)) von den ganzen Suessigkeiten, die man unseren Kindern wieder zuschiebt will ich gar nicht mehr sprechen, bald wirds mal Zeit fuer den Zahnarzt..

Wir packen unsere Rucksaecke mit dem noetigsten fuer die naechsten paar Tage, unsere Kinder rennen schon begeistert mit ihren kleinen Rucksaecken durchs Hotel. Bin mal gespannt, ob das so bleibt, wenn sie erst gefuellt sind.

Und hier der Exklusivbericht vom Hafen:
Nach drei Tagen laufen zwischen 38 Grad im Schatten und klimatisierten Buerogebaeuden ist der Pingu nun sicher verzurrt im verplompten Container und am Montag soll es per Schiff nach Mumbai gehen. Die Schwierigkeiten lagen zum einen am Carnet (wir hatten unser Visum verlaengert, aber fuer das Auto haetten wir dies auch tun sollen), zum Anderen an der Sprache Persisch gegen Englisch und zu guter Letzt an der Anmeldung von mir, damit ich in den Hafen komme. Im Hafen sind nur Maenner erlaubt und zum Zutritt benoetigt man vier Unterschriften in drei verschiedenen Gebaeuden.
Dies alles ging nicht ohne Verluste ab. Leider musste ich am letzten Tag feststellen,dass man unsere Kuehlerfigur (den heissgeliebten Pingu) gestohlen hat. Dies fuehrte zu einem traenenreichen Abend der Kinder. Wir koennen Vasco nur damit troesten, dass wir im Hegaublick mal wieder ein Eis essen gehen, um Pingu wiederzubekommen...

Unseren letzten Tag im Iran verbringen wir auf dem Bazar, um eine neue Kamera fuer Patrice zu kaufen. Sima wollte auch mal ein Foto machen und hat die Kamera dabei aus Versehen weggeworfen. In Bandar Abbas gibt es ein Ueberangebot an saemtlichen Elektrogeraeten, vor allem aus China, wir finden auch bald eine Samsung, vielleicht ist sie sogar robuster als die alte Canon.
Und am Abend noch zum Kavooki Restaurant, das unter den Einheimischen nur Kentucky genannt wird und wohlbekannte Haehnchenteile im Angebot hat. Fisch essen waren wir auch schon, klar in einer Hafenstadt, nur brauchten wir dazu erst mal eine halbe Stunde, bis uns ein englisch-sprechender Gast die Karte uebersetzt hatte, die Kinder quengelnd im Hintergrund....

Im Park treffen wir eine Familie aus dem kurdischen Teil des Iran, sie kamen mit dem Auto, immerhin auch 2500 Kilometer weit, die einzigen Touristen, die wir hier gesehen haben und eine letzte Fotosession, das muss schon sein.

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Im Alamut-Tal

15.06.2013

Nach endlosem Suchen und Herumfragen eines Outdoorladens in Qasvin (wir fanden ihn auch, oeffnete aber erst 2 Stunden spaeter) entschlossen wir uns ohne Wanderkarte ins 60 km entfernte Alamut-Tal zu fahren.
Wir ueberquerten einen 3084m hohen Pass und dachten wir sind da. Aber es sollte nicht der einzige Pass bleiben, wir queren eine tiefe Schlucht und auch oben geht es kurvig weiter durch eine wunderschoene Berglandschaft. Nach drei Stunden Fahrt entschlossen wir uns ein Zimmer in Alamut City zu nehmen.  Danach ging es noch zum Abendessen und danach nach einem langen Tag ins Bett.
Am naechsten Morgen fuhren wir zum Ovansee zum Fruehstuecken. Dort trafen wir eine nette Reisegruppe aus China und ihren Guide aus Teheran. Er gab uns gleich seine Telefonnummer, falls wir im Suedosten Probleme bekommen - die werden wir eventuell brauchen. Weiter ging es zum Alamut Castle, das wir aber nicht fanden, wir fuhren wohl an der Kreuzung vorbei, immer noch nach der Strasse Ausschau haltend, waren wir bereits laengst 18 km weiter in Garmarud. Also entschlossen wir uns, dort ein wenig zu wandern und Vasco durfte auf einem Esel reiten. Er war nicht unbedingt begeistert und meinte beim Absteigen: das war so wackelig!
Danach suchten wir eine Unterkunft. Wir fanden ein Hotel, aber der Inhaber war wohl ein bisschen verwirrt und nannte uns einen horrenden Preis nur zum Benutzen der Duschen. Also suchten wir einen Stellplatz fuer den Bus. Wir fanden nach langem Suchen eine ebene Flaeche am Fluss, fuer den ersten Moment sah es aus, als ob wir neben einer Klaeranlage uebernachten. Doch bei genauerem Hinsehen war es zum Glueck eine Fischzucht. Vasco und Sima fanden gleich einen Spielkameraden, Mohammed, der Vasco im Bezug auf abendliche Aktivitaet in nichts nachstand.
Am naechsten Morgen wollten wir weiter,da hoerte ich ein Krachen. Martina war auf die rechte hintere Ecke der Stossstange gestiegen, um den Stoff des Aufstelldachs reinzuschieben, das nicht richtig verrasten wollte und jetzt lagen sie beide im Staub. Ob dies nun von Martinas Gewicht oder vom poroes gewordenen Material der Stossstange verursacht wurde, lassen wir an dieser Stelle besser mal offen. Dies bedeutete unseren erster Werkstattstop. Es sollte heute nicht unser Letzter sein.
Als wir aus dem Tal wieder draussen waren steuerten wir die erste Werkstatt an. Stossstange befestigen (Dauer 5min, Kosten 1 Khomeni, 0,25 €). Dann endlich auf die Autobahn Richtung Teheran. Auf der Suche nach einem Nachquatier sahen wir einen Park mit Spielplatz. Doch beim Ausfahren aus der Autobahn ein verdaechtiges Geraeusch vorne rechts) Beim genaueren Hinsehen war der Balg der Spurstange gerissen. Also naechste Werkstatt , es war wohlgemerkt bereits halb sieben Uhr abends, und das Problem gezeigt. Der Mann liess alles andere liegen und reparierte kurzerhand unseren Wagen mit mindestens zwanzig Zuschauern. (Zeitverlust 1 1/2 Stunden,Kosten 20 Khomeni, 5 €)
Die Iraner rechnen nicht nur in Rials und Tuman, sondern auch in Khomeni (10000 Rial= 1000 Tuman= 1Khomeni)
Das Ersatzteil war nicht genau dasselbe, passte aber gut, ein Venezolaner gesellte sich zu uns und wollte Spanisch sprechen. Ausserdem spielten die ganzen Kinder aus der Nachbarschaft mit Vasco und Sima im Abwasserkanal, na wunderbar.
Auf die Frage zum Abschied, ob wir 'gelbes Wasser' haetten, zeigten wir naiv erst mal den Inhalt unseres Kuehlschranks. Wir haben da z.B. Mangosaft, ist der gelb genug? Kaum hoerbar fluesterte der Venezolaner - Whiskey? Leicht schockiert winkten wir ab- Nein, nein, wir haben keinen Alkohol, sorry.
Ehrlich gesagt haben wir uns mittlerweile an das alkoholfreie Malzbier gewoehnt. Das gibt es sogar von Holsten in verschiedenen Frucht-Geschmacksrichtungen, von denen Lemon unser Favourite ist. Es schmeckt nicht halb so uebel wie unser alkoholfreies und unsere Kinder koennen hier auch Bier trinken....

Tabriz

10.06.2013

Tabriz ist die erste groessere Stadt, die wir im Iran besuchen, eigentlich die erste richtige Stadt seit Diyabakir und natuerlich graut uns gleich mal vor der Suche nach einem Campingplatz. Wir hatten am Tag zuvor schon eine unfreiwillige Stadtrundfahrt gemacht, da wir auf dem Weg nach Kandovan die Ausfahrt von der Ring-Road verpasst haben und daraufhin quer durch die Stadt fuhren. Jetzt sind wir an der Uni und auf unsere Frage nach einem Campingplatz heisst es immer einstimmig: Elgoli Park. Das ist gut zu wissen, nur auf der anderen Seite der Stadt, also nochmal durch.
Im Park finden wir tatsaechlich das Camp, es ist ein Platz zum zelten und es werden auch Zelte vermietet. Wir stellen Pingu auf dem Parkplatz ab und schauen den iranischen Familien beim Picknicken zu. Iraner picknicken immer und ueberall, es wird einfach eine grosse Decke ausgepackt und mitgebrachtes Essen und der Teekocher. Die meisten haben auch noch eine Wasserpfeife dabei, es soll ja bitte schoen gemuetlich sein. Optimal ist es nateuerlich im Park aber wir haben auch schon Leute direkt an der Hauptstrasse gesehen mit ihrem Picknick. Auch Campen ist sehr beliebt und normalerweise ist es auch erlaubt, wild zu zelten, wie man uns schon oefter versicherte.
Der Park besteht aus einem grossen kuenstlichen See, auf dem Tretboote in Form von kitschigen Schwaenen fahren. Also gut, der lieben Ruhe willen, Vasco hat mal wieder gewonnen, wir gehen Schwan fahren. Vasco ist mit seinen blonden Haaren die Attraktion, ein Kuenstler im Park will ihn sogar malen und wir wundern uns, wie lange er stillsitzen kann...
Waehrenddessen treffen wir eine Familie aus Qom, der Mann arbeitet in einem Steuerbuero und spricht gut Englisch. Er meint, die wirtschaftliche Situation im Land sei sehr schlecht,  viele Leute seien unzufrieden und leiden unter den Sanktionen. Der stark gestiegene Benzinpreis hat zur Folge, dass sich viele kein Auto mehr leisten koennen und auch bei den Lebensmitteln merkt man die Inflation.
Am naechsten Tag fahren wir mit dem Bus zum Bazar, der ist Weltkulturerbe und richtig gross und alt. Aber zuerst zur Busfahrt. Die Geschlechtertrennung wird hier praktiziert, Frauen sitzen hinten, hinter einer Trennstange, Maenner vorn. Das die Theorie. Wenn es zu voll wird, stehen doch alle bunt gemischt und der Kassierer sitzt meistens zwischen den Frauen.
Nachdem wir auf dem Bazar gefunden haben, wonach wir gesucht haben und noch vieles andere, was der Bus noch verkraften kann (der Kinderwagen als Lastesel hat sich wieder mal bewaehrt), zeigt uns Nasser vom Tourist Office ein Restaurant in einem Keller, das wir ohne ihn nie gefunden haetten. Wir essen was alle essen, ein Toepfchen mit Lamm und Kartoffeln in Sosse und dazu Fladenbrot. Der Mann zeigt uns netterweise wie man es isst. Zuerst die Sosse abgiessen, ein paar Stuecke Brot reinwerfen und ausloeffeln. Den Rest mit dem Moerser zerdruecken und ins Fladenbrot wickeln. Es ist eine Zeremonie. Danach wird Tee getrunken und zum Schluss die Wasserpfeife geraucht.
Wir machen uns mit vollem Magen auf den Weg zur Blauen Moschee. Sie wurde bei einem Erdbeben fast voellig zerstoert. Ueber 200 Jahre lang hat sich niemand an dem Truemmerhaufen gestoert, bis man so vor 50 Jahren auf die Idee kam, sie wieder aufzubauen. Die urspruenglich blaue Farbe der Fassade blieb dabei leider auf der Strecke. Im Park vor der Moschee treffen wir drei Studenten und trotz der Vorsaetze, politische Themen zu meiden, kommen wir unweigerlich auf die kurz
bevorstehenden Wahlen zu sprechen. Einer der drei meint, klar wird es Proteste gegen. Die Leute sind unzufrieden wegen der Sanktionen und deren Folgen, schaetzungsweise 70 Prozent der Iraner wollen das Land verlassen. Und schaut, ich bin nicht religioes, ich kann mit dem ganzen Quatsch vom islamischen Staat nichts anfangen. Klare Worte einer Minderheit, aber die gibt es eben auch.
Zurueck im Elgoli-Park sehen wir im Fernsehen Bilder der brutalen Demonstrationen in der Tuerkei und sind doch froh hier zu sein, zumindest vorlaeufig. Am Abend sitze ich am See, um meine Mails zu lesen, da setzt sich ein Mann neben mich und fragt erst die ueblichen Fragen: woher, wohin, wie heisst du? Und dann ' Stimmt es eigentlich, dass die Deutschen glauben, alle Iraner seinen Terroristen?' Ich sage, nein, natuerlich nicht und frage mich, woher nur diese Frage komnt. Eines ist klar, wir wissen viel zu wenig von diesem Land und seinen Menschen und daher ruehren sicherlich viele Vorurteile. Nur soviel: Terroristen haben wir bisher noch keine getroffen!

Montag, 15. Juli 2013

Yazd bei 45 Grad und eine Entscheidung

02.07.2013
Wir ueberlegen gerade, wann wir das letzte Mal Regen hatten. Das war glaube ich in der Tuerkei am Nemrut Dagi. Vasco hatte gemeint, dass er Angst hat, es koennte durch den Tuerspalt reinregnen und wir spontan lachen mussten. Wir sind mitten in der Wueste in Yazd und schwitzen bei 45 Grad im Schatten oder verbringen den ganzen Nachmittag in unserem Zimmer im Silk-Road Hotel, was unsere Kinder nur bedingt toll finden.
Viel Zeit zum Nachdenken. Pakistan wird immer mehr zu einem grossen Fragezeichen, im Norden wurden gezielt 10 Touristen von einer Organisation, die den Taliban nahe steht, getoetet und mehr Opfer angedroht 'they are all our enemies!'

Wie so oft hat auch diese ploetzliche Eskalation ihren Grund in einer Aktion der Amerikaner, die mit einer Drohne den zweithoechsten Talibanfuehrer abgeschossen haben. Ich will nicht versuchen, die Taliban in irgendeiner Form zu verteidigen, es trifft immer unschuldige Menschen. Jedoch kurz ein Zitat von Juergen Todenhoefer, das ich sehr treffend finde in dem Zusammenhang:

Der Terrorismus, der uns weltweit entgegenschlaegt ist eine Antwort auf die Brutalitaet, mit der wir Westler seit Jahrhunderten die Traeume anderer Voelker zerstoeren. Erst wir Europaeer, dann die Amerikaner. Dass es unsere Gewalt ist, die uns weltweit als Bumerang entgegenfliegt. Jede Bombe, die wir in Afghanistan abwerfen, landet wieder bei uns. Die Kriege in Afghanistan und im Irak sind Terrorzuchtprogramme.

Fuer uns aendert es nichts, wir sind Touristen aus dem Westen und daher Ziel von Terroristen, die keine Skrupel haben zu toeten in ihrer Wut.
Mittlerweile haben wir die 2 Motorradfahrer aus Isfahan identifiziert, es ist Bernie (www.asiabike.de), mit dem wir bereits in Deutschland Kontakt hatten. Sie haben auch beschlossen, dass Pakistan zu unsicher ist und ansonsten ist auch in Yazd keine Spur von weiteren Overlandern. Gestern haben wir 2 Schweizer getroffen, die fast genau dieselbe Tour machen wie wir, nur mit dem Rucksack. Sie werden von Teheran nach Bombay weiterfliegen.

Also Plan B: Pingu wird von Bandar Abbas am persischen Golf nach Bombay verschifft und wir fliegen via Dubai nach. Das klingt erst mal einfach, bei mir kommen aber schwache Erinnerungen hoch, wie ich mal versuchte in Madras etwas aus dem Zoll zu bekommen. 2 Wochen und viele Nerven hatte es damals gekostet und das mithilfe einer Clearing-Agency. Ich will damit sagen, es ist weder der einfachere, noch der billigere Weg, aber auf alle Faelle der sicherere.

Wir finden einen wahren Engel namens Fatima im Reisebuero des Hotel Dad, sie telefonniert den ganzen Vormittag, um einen Container fuer uns zu organisieren. Die schlechte Nachricht: wir koennen den ganzen Papierkram nicht von Yazd aus erledigen, sondern muessen nach Bandar Abbas. Die gute: es ist nicht, wie schon vermutet noetig, nach Teheran zu gehen.

Ausserdem ist ein netter Mann von der Tourist Police durchaus willig, unser Visum um weitere 30 Tage zu verlaengern, mehr noch, es geht in jeder beliebigen Stadt im Iran, allerdings erst 3 Tage vor Ablauf. Wir wollen doch nicht die Regeln brechen?
Wir tratschen noch etwas ueber die Tatsache, dass die iranische Polizei ein guter Kunde von Mercedes ist und es werden Bonbons an die Kinder verteilt.

Auf dem Rueckweg erstehen wir noch eine lokale Sim-Karte, sicher besser, wenn wir erreichbar bleiben. Dann ist erst mal Siesta angesagt. Die Strassen leeren sich drastisch gegen 14 Uhr und man trifft die ersten Leute wieder um 7, kurz vor Sonnenuntergang. Gestern hatten wir uns schon ein wenig ein Bild der Altstadt machen koennen. Im Grunde besteht diese aus denselben Gebaeuden, wie die in Toudeshk, mit sonnengetrocknetem Schlamm verputzt, nur viel aelter. Sie sind von hohen Mauern umgeben und interessant wird es eigentlich erst, wenn man die Moeglichkeit hat, die Innenhoefe anzuschauen. Da die Leute sehr stolz auf ihre Haeuser sind, werden wir oft gereingebeten oder duerfen auf eine der Dachterassen, um die Aussicht zu geniessen.

Dann wird das Silk-Road Hotel doch noch zum Overlander Treff. Wir waren gerade unterwegs zu einer Tour in die Wueste, da parken 4 Motorraeder neben unserem Bus. Es ist Bernie ! Ich erkenne ihn sofort, naja, es sind so wenig Leute hier unterwegs, dass man sich einfach kennen muss. 'Ach ja, Maria aus der Schweiz, von der haben wir auch gehoert!' Bernie und sein Kumpel sind mit 2 Hollaendern unterwegs. Die sind noch entschlossen nach Pakistan zu fahren, weil sie eine teuere Tour durch China gebucht haben. China macht es Selbstfahrern nicht eben einfach, man darf eigentlich nur mit einer gefuehrten Tour einreisen und muss zudem vor der Einreise einen chinesischen Fuehrerschein machen (!), weswegen der Weg ueber China mit dem eigenen Fahrzeug nicht gerade der optimale ist. Anders sieht das natuerlich bei Radfahrern oder Backpackern aus.
Nach langem Diskutieren entscheiden sich alle 4 zurueck nach Teheran zu fahren und die Nordroute ueber Turkmenistan zu fahren. Wieder keine Foerderer des pakistanischen Tourismus....

Wir sind bereits 5 Tage in Yazd und wollen morgen weiter, unsere Kinder wollen mal wieder nichts wissen von der Siesta und wir sitzen im Innenhof und unterhalten uns mit Iwan, einem Indonesier, und sie planschen im Wasserbecken. Ploetzlich laeuft uns Vasco blutueberstroemt und schreiend entgegen. Riesenplatzwunde ueberm Auge, war wohl ausgerutscht und hatte einen Stein im Becken erwischt. Innerhalb von Sekunden steht ein Taxi vor der Tuer, wir mit beiden klatschnasssen Kindern ins Auto und ab ins Krankenhaus. Wir kommen sofort dran, die Wunde wird genaeht und verbunden. Eine Stunde spaeter sind wir wieder am Hotel und lassen uns mal uebersetzen, wie wir das Medikament einnehmen sollen, das wir eben in der Apotheke erstanden haben. Wofuer es ist? Aeh, keine Ahnung, vielleicht gegen Schmerzen, oder ein Antibiotika? Egal, ihr sollt das nehmen und gut..

Unser Aufenthalt wird sich hier noch etwas verlaengern, erst liege ich mit Fieber im Bett, das erst besser wird, als ich mir Antibiotika einwerfe. Waehrenddessen unternimmt Patrice mit den Kindern einen Ausflug zum Feuertempel nach Taft. Auf dem Rueckweg sieht er, dass die rechte Achswellenmanschette gerissen ist. Saemtliche Gummiteile sind wohl der Hitze nicht so gewachsen. Hilft nix, wieder mal in die Werkstatt und nach einer dreistuendigen Reparatur ist unser Bus um ein Peugeot-Teil reicher.

Jetzt noch was zur Kultur. Fast schon aus Langeweile stolpern wir an unserem letzten- und definitiv letzten Tag in den hiesigen Feuertempel. Dort brennt ein Feuer, das anscheinend schon ununterbrochen seit 470 v. Chr. brennt. Was hat es nur mit diesen Tempeln auf sich? 

Wir machen uns schlau: Das Feuer ist Gebetsort der Zoroastrianer. Diese Religion war im Iran vor der Islamisierung der vorherrschende Glaube. Sie waren Anhaenger von Zarathustra, der ungefaehr zwischen 1000 und 1500 v. Chr. geboren wurde. Ein wichtiges Element der Religion war die Verehrung des Feuers und ein Totenkult, bei dem die Toten, um die Umwelt nicht zu belasten in hohen Tuermen beigesetzt wurden, sogenannten Tuermen des Schweigens, die man in der Gegend auch noch besichtigen kann. Diese Tradition wurde im Iran erst vor 2 Generationen aus hygienischen Gruenden verboten. Weltweit gibt es noch 200.000 Anhaenger und im Iran sind es noch ca. 20.000, davon 4000 in Yazd. Das Feuer, das wir heute gesehen haben, wird als die Mutter aller Feuer des Zoroastrinismus angesehen, weitere Feuer sind aus diesem entstanden. Und wir waren da!

Am kaspischen Meer und die Strasse von Chalus nach Teheran

12.06.2013

Ich traue meinen Augen kaum, als wir am kaspischen Meer bei Astara an der Grenze zu Aserbaidschan ankommen. Man koennte auch irgendwo auf Java sein - Reisfelder in sattem gruen und Berge im Hintergrund. Nur vom Meer sieht man wenig, wir versuchen, von der Hauptstrasse abzubiegen und verirren uns in einem Labyrinth von Gassen, die immer mit einem Tor zu einem Privatgrundstueck enden. Na schoen, dann eben nicht, es wird bald dunkel und wir brauchen einen Platz zum uebernachten. In Lisar soll es eine Burg geben, wir halten direkt davor in einer kleinen Parkbucht und haben eine geniale Aussicht aufs Meer.

Ein paar Maenner mit Mopeds leisten uns Gesellschaft, sie sind sehr neugierig, sprechen aber kaum englisch. Ploetzlich taucht ein Auto mit 2 Polizisten auf: die Paesse bitte! Woher die nur wussten, dass wir hier sind? Sie fotografieren unsere Paesse mit dem Handy und wuenschen uns eine gute Nacht.

Und am naechsten Tag finden wir tatsaechlich einen Platz am Meer, es ist ein Feriendorf mit Camping und Holzhuettchen. Nachdem uns wieder mal keiner verstand, reichte man Patrice das Telefon und er spricht mit Eddy, der sagt, wir waeren willkommen und koennten sogar umsonst campen. In Tabriz wurde uns gesagt, dass es getrennte Badebereiche fuer Frauen und Maenner gaebe, das war hier nicht so. Wie schon gewohnt, muss man eben voll angezogen ins Wasser, aber was solls, nur beim Tauchen ist der Schleier etwas stoerend... Im Restaurant gibt es Fisch und wir treffen einen Veteranen des Iran-Irak-Kriegs, der Redner bei der anschliessenden Wahlveranstaltung ist. Ach ja, die Wahl! Wir verbringen den Wahltag in Ramsar an einem voellig ueberfuellten Strand und campen unter einer Palme direkt am Wasser.

Um 6 Uhr morgens geht der Wecker, wir haben eine Tour von ca. 450 km vor uns und werfen die Kinder erst mal schlafend in den Kofferraum. In Chalus verlassen wir das Meer in Richtung Teheran. Erst geht es entlang einer schoenen Schlucht mit jeder Menge Restaurants und Picknickplaetzen am Rand, wir sind nicht hungrig, nein, es ist noch weit! Danach hinauf in die Berge auf einer guten Pass-Strasse immer hoeher rauf. Irgendwann die Abzweigung zu einem Skigebiet und nach schier endlosen Serpentinen der Tunnel, der die Passhoehe markiert. Am Ausgang muss Vasco auf die Toilette und beim Anblick der grossen Suppentoepfe ist endlich Fruehstueck angesagt.

Auf der anderen Seite des Passes ist die Landschaft nicht weniger spektakulaer. Das ganze kann man als Fahrer natuerlich nur bedingt geniessen, weil die Iraner auch am Rande des Abgrunds, das Telefon in der einen Hand und die Getraenkedose in der anderen, ihre Qualitaeten als Rennfahrer unter Beweis stellen muessen. Das Ziel scheint immer zu sein, einen schwarzen Minibus von der Strasse abzudraengen. Wir passieren einen grossen Stausee, der Beifahrer macht Fotos waehrend der Fahrer flucht. Bei Karaj erreichen wir schliesslich die Autobahn.

Ein Bad im Salzsee und Stau zum Feiertag

08.06.2013

Wir haben doch einige Startschwierigkeiten im Iran, die ersten 300 Kilometer bis Sharaf Kaneh am Orumiyeh-See zeigen uns, dass sich die Fahrweise seit der Tuerkei ziemlich veraendert hat. Wir werden geschnitten, 2 Fahrspuren sind gedachte 3 plus Gegenverkehr ganz rechts von Mopeds und Autos. Man haelt auch gerne unvermittelt an und faehrt rueckwaerts oder so dicht auf unseren Koffer auf, dass ich schon die Lkw-Plane reissen hoere. Dann gibt es, um den Verkehrsfluss zu Beginn von Ortschaften etwas abzubremsen, zum Teil recht hohe Bremshuegel, die auch nicht immer beschildert sind. Wir stellen fest, dass wir trotz dass wir langsam fahren, an diesen Huegeln manchmal mit unserem Koffertraeger aufsetzen. Bei naeherem Hinschauen ist der Metalltraeger eindeutig der tiefste Punkt unseres Fahrzeugs und fuer Fahrten durchs Gelaende nicht wirklich optimal. Der erste Gedanke, das Ding abzuflexen, wuerde heissen, wir koennten den Koffer nicht mehr wegklappen. Also beschraenken wir die Massnahmen erst mal darauf, die Spritkanister zu leeren, um das Gewicht etwas zu reduzieren.

In Sharaf Kaneh soll es Hotels am See geben, wo man in dem stark salzhaltigen Wasser baden kann. Da wir alle noch nie am toten Meer waren, wollen wir diese Gelegenheit natuerlich nutzen. Naechste Huerde: wir fahren kreuz und quer durch den Ort, finden aber keinen Weg zum See und nur Schilder auf Farsi. Nach langer Fragerei treffen wir einen Versicherungsvertreter, der englisch spricht und uns den Weg zum Hotel zeigt. Es ist ein recht grosses Gebaeude mit einzelnen Apartments, grosses Zimmer mit Kueche und Bad fuer umgerechnet 7 euro pro Nacht. Das Hotel ist leer, es kommt lediglich eine Familie zum Tee trinken vorbei, die uns freundlich begruesst. Der Haken?

Es ist alles da, ueberdachte Huettchen am Strand, Duschen, um das Salz abzuwaschen, nur eines fehlt: der See ist verschwunden! Soweit man schaut, nur eine Salzwueste ist zu sehen, ein Steg fuehrt uebers Salz und am Ende ist immer noch kein Wasser. Wir laufen weiter bis zu ein paar verlassenen Salzabbauhuegeln am Horizont und auch von dort sieht man noch immer kein Wasser ausser einen kleinen kuenstlichen Kanal. Besser als gar nichts denken wir und springen mitsamt den Klamotten, wie es sich gehoert ins Wasser und steigen auf wie ein Luftballon...Cool. Nicht ganz so schoen, wenn die nassen Kleider auf der Haut trocknen und so starr werden, dass man sie fast nicht mehr ausziehen kann...

Der Wasserstand des Sees ist wohl sehr starken Schwankungen unterworfen und bei einer maximalen Tiefe von 15m ist natuerlich eine dauende Wasserentnahme aus den Zufluessen problematisch. Wir finden den Ort trotz allem nicht schlecht und bleiben gleich 2 Tage, vielleicht auch, weil wir uns nicht gleich wieder auf die Strasse wagen wollen.

Dann ist Freitag und dazu noch ein Feiertag, als wir nachmittags in Kandovan, einem Dorf mit 280 Einwohnern in der Naehe von Tabriz ankommen. Kandovan ist beruehmt wegen seiner Wohnungen in den Tuffsteinfelsen aehnlich zu denen in Kapadokien, mit dem Unterschied, dass diese sich auf das eine Dorf beschraenken, das am Ende einer Sackgasse liegt und nur bedingt mit Touristenmassen zurechtkommt. Da aber an diesem Nachmittag halb Tabriz in dieses kleine Dorf draengt, stehen wir erst mal eine Stunde im Stau und finden nur durch riesiges Glueck einen Parkplatz. Im Gedraenge treffen wir Maria wieder, die bei einer Familie in Tabriz wohnt, der Mann hatte sie von der Grenze mitgenommen.

Wir bleiben eine Nacht und siehe da, am spaeten Abend wird es tatsaechlich ruhiger, die Tagesausfluegler und Picknicker verlassen das Dorf und die 280 Einwohner koennen zurueckkommen...

Auf der Fahrt nach Kandovan hatten wir das erste Mal im Iran getankt. Wir brauchen Diesel und stehen somit zwischen allen LKWs an der Zapfsaeule, PKW tanken nur Benzin, oder seit die Regierung dies rationniert hat, gibt es auch viele Gasfahrzeuge. Jedenfalls leiht uns ein LKW-Fahrer seine Tankkarte und so bezahlen wir fuer 50 Liter ungefaehr 2 Euro, das kann man so vollkommen akzeptieren.

Bye-bye Iran !


Der Abschied war kurz, fliegen ist nicht das, was wir eigentlich auf dieser Reise tun wollten, aber nun hat es sich so ergeben, es ist nur eine halbe Stunde - schwupp, schon sind wir in einer anderen Welt. Wir fliegen mit Iran Aseman Airlines, eine der wenigen, die noch ein paar Boeing 727 fliegen, die weltweit laengst ausgemustert sind. Wegen den Sanktionen darf man nicht bei Boeing einkaufen und so muessen die alten Kisten noch ein wenig halten. Ich bin schon ein bisschen erleichtert, als wir in eine Fokker 100 einsteigen :-)
Dubai ist ein einziger Konsumtempel und alles, worauf wir lange verzichtet haben ist offen verfuegbar. Ich kann im Bikini am Pool sitzen und endlich den Schleier abnehmen, der bei ueber 40 Grad im Schatten schon etwas gestoert hat.

In Gedanken sind wir aber immer noch im Iran. Letztendlich wurden aus den 30 Tagen 6 Wochen und bislang gab es kaum ein Land, in dem wir uns so willkommen gefuehlt haben wie im Iran. Die Leute zeigten wirkliches Interesse an uns und unserer Kultur, trotz der Sprachbarriere. Unser Farsi blieb leider bei sehr rudimentaeren Saetzen stecken.

Den Menschen ist zu wuenschen, dass der neue Praesident Hassan Ruhani die Hoffnungen erfuellen kann, die in ihn gesetzt werden. Bei der Bekanntgabe des Wahlergebnisses haben die Leute auf den Strassen getanzt, so ganz anders als bei der Wahl Ahmedinedschads vor 4 Jahren. Einige Tage nach seiner Wahl hat er die Oeffnung des Internet angekuendigt und Gespraeche mit den USA ueber das Atomprogramm. Vielleicht gelingt es ihm, sein Land von diesen irrsinnigen Sanktionen zu befreien. Wir druecken beide Daumen!

Die Berichte folgen....