Sonntag, 29. Dezember 2013

Pulau Nasi- die letzte Station mit Pingu

In Banda Aceh verlieren wir keine Zeit und gehen gleich zur Einwanderungsbehoerde, um unser Visum zu verlaengern. Diesmal wird nachgefragt, warum so lang, man nimmt sich sogar die Zeit, uns 'zuhause' in Lamtemen zu besuchen, um zu sehen, wie wir dort wohnen. Wir sitzen mit dem Beamten auf der Terasse und halten Smalltalk. Unser Auto will er noch kurz sehen, dann braust er auf seinem Dienstmotorrad davon. Nach 5 Tagen bekommen wir dann wie zugesagt die gestempelten Paesse zurueck.

Seit wir herausgefunden haben, dass eine Autofaehre nach Pulau Nasi faehrt, ist klar: wir wollen mal schauen, wie es dort aussieht. Alle gehen nach Pulau Weh, die Inseln westlich davon sind aber nirgendwo erwaehnt und nicht viel kleiner. Man sagt uns aber, es sei schwierig, da es keine Unterkuenfte gibt und auch keine (!) Restaurants. Nun ja, Feni und Agiel wollen uns begleiten und Feni kocht 2 grosse Schuesseln Reis und Fisch scharf-sauer nach Aceh-Art und noch einen grossen Topf mit Tomatensosse fuer die Kinder. Wir werden also im Notfall erst mal nicht verhungern.

Die Faehre faehrt dreimal die Woche und wir sind 2 Stunden vor Abfahrt am Hafen. Dunkle Wolken haengen ueber dem Meer und es stuermt, kein tolles Wetter fuer eine Bootsfahrt. Die Faehre ist klein, gerade 8 Fahrzeuge passen drauf und ich fange schon an, ueber Alternativen (Pulau Weh mit der grossen Faehre) nachzudenken. Tatsaechlich biegt der Blechhaufen mit einer Stunde Verspaetung in die Hafeneinfahrt ein. Viele Leute wollen nicht mit, wir sind das einzige Auto, noch ein paar Mopeds und eine Familie mit 2 kleinen Kindern. Siann hat ihren Mann besucht, er liegt mit Dengue-Fieber im Krankenhaus. Sie laedt uns ein, bei sich zu wohnen, ihr Haus ist in der Naehe des Hafens. Na also, wer braucht schon Unterkuenfte?

Patrice hat gerade unsere Tickets gekauft, da meldet sich der Captain zu Wort. Heute wird er nicht mehr fahren, die Wellen sind zu hoch, wir warten auf morgen, um 6 Uhr soll es losgehen, da sei das Meer meistens ruhig. Der Vater von Siann erzaehlt uns noch im Vertrauen, dass die Faehre eigentlich eine Flussfaehre ist, die zuvor in Borneo fuhr, keinesfalls hochseetauglich. Schoen, zu wissen! Wir fahren die Familie nach Ulehlee und machen uns anschliessend hungrig ueber das leckere Essen her. Feni faengt also nochmal an, auf dem Markt einzukaufen und wieder zu kochen.

Um 5 Uhr steht sie mit dem frisch gekochten Essen hupend vor der Tuer. Sie packt den Reis aus und fordert uns auf, zu essen. Typisch, ich nippe halb-schlafend an meinem Kaffee und ignoriere diesen Aktionismus am fruehen Morgen. Um 6 Uhr sind alle Fahrzeuge auf der Faehre und wir waeren startklar. Allerdings befindet sich da ein monstroeses Metallgebilde mitten im Hafenbecken. Durch den Sturm ist der Sand nachgerutscht und muss erst wieder rausgebaggert werden. Feni fragt, wie diese Maschine auf deutsch heisst und ich muss gestehen, dass ich keine Ahnung hatte, dass so etwas existiert, geschweige denn wie man das nennt. Irgendwann ist die Durchfahrt frei und wir legen ab.

Die Fahrt dauert nicht viel laenger als eine Stunde, der Captain hatte recht, das Meer hat sich beruhigt. Bei Siann werden 2 Zimmer fuer uns vorbereitet, sie meint, wir koennen in ihrem Haus alles benutzen, ihr Haus ist unser Haus. Waere man nicht schon lange in Indonesien und haette sich schon an die Gastfreundschaft gewoehnt, waere man mal wieder ueberwaeltigt. Wir kommen an mit 6 Personen, alle Familienmitglieder (2 Kinder, Mutter, Oma, Opa) ziehen sich in ein einziges Zimmer zurueck, damit wir genug Platz haben.

Bei einer ersten Erkundungsfahrt ueber die Insel kommen wir zu einem weissen Strand mit schwarzen Felsen bei einem Leuchtturm. Haeuser gibts hier keine und wir ueberlegen, vielleicht hier spaeter zu campen. Ein paar Hundert Meter vom Bootsanleger essen wir zu Mittag, an einem weissen Strand. Dort treffen wir einen aelteren Mann, der Salz aus Meerwasser gewinnt und im Dorf verkauft. Er gibt Feni eine grosse Tuete als Geschenk mit. Oberhalb des Strands gibt es eine Villa, der Mann meint ein Zimmer darin sei zu vermieten. Wir wollen vielleicht spaeter nochmal wiederkommen. Schnell wird uns klar, dass die Straende hier allesamt weiss sind und von Korallenriffen umgeben, am Nachmittag finden wir einen Steg und Patrice und Agiel wollen angeln. Sima hat nun auch eine kleine Angel bekommen (will auch mit!) Und so ziehen sie zu viert los.


Am Abend meint Sianns Vater, wir muessten uns noch bei der Polizei registrieren, sie lesen interessiert unsere Paesse und kontrollieren das Visum. Ansonsten wie immer Smalltalk. Die Polizeistation ist hier mit 3 Personen besetzt, aber nur Montags. Die Inseln hier waren zu Kriegszeiten ein wichtiger Standort fuer die GAM-Rebellen. Durch den Anbau von Marihuana hatten sie ihre Waffengeschaefte finanziert. Noch vor ein paar Jahren ging in Banda Aceh eine Lieferung mit 14 Tonnen (!) hoch. Seitdem wurde der Anbau so gut wie moeglich unterbunden, aber es heisst, im Dschungel gaebe es immer noch genug davon. Vielleicht eine Erklaerung, warum die Einheimischen so wenig am Tourismus interessiert sind. Der Drogenhandel hat jedenfalls die laengere Tradition.

Nach dem Fruehstueck am naechsten Tag, will Feni nach Banda Aceh zurueck, da sie dringend einen neuen Pass braucht. Ihre Mutter moechte ins Krankenhaus nach Malaysia, um ihre gelaehmte Hand behandeln zu lassen. Das Geld dafuer hat sie von ihrem Arbeitgeber bekommen. Also packen auch wir alles zusammen und verabschieden uns von Siann und ihrer Familie. Wir fahren ueber die Insel vorbei an Reisfeldern zur anderen Seite. Dort entdecken wir den naechsten weissen Strand in einer Bucht ohne hohe Wellen und windgeschuetzt. Am Abend kommt Takim, ein Freund von Agiel mit 3 weiteren Angeln, um unser Abendessen zu sichern. Wir bauen also unser zerfetztes Quechua-Zelt auf und machen ein Feuer, um den gefangenen Fisch zu grillen. Ein Mann auf einem Moped kommt vorbei und erzaehlt, dass hier heute Nacht vielleicht Schildkroeten auftauchen, um ihre Eier abzulegen. Wir sitzen am Lagerfeuer und geniessen die Stimmung. Es ist der 24. Dezember, an Weihnachten erinnert uns nur der stachlige Ast, den Agiel ins Feuer geworfen hat und der einen wohlbekannten Duft nach Weihrauch verbreitet. Spaeter ziehen wir mit unseren Taschenlampen los, um die Schildkroeten zu suchen, leider ohne Erfolg.

Am letzten Abend sitzen wir im Warung, das einzige was es zu essen gibt sind Instant-Nudeln mit Spiegelei. Eine Frau bringt uns von zuhause einen Topf mit Reis. Die Maenner, die hier sitzen kommen gerade vom Reisfeld und trinken Kaffee. Ich frage, warum es hier keine Unterkuenfte gibt und ein Mann erzaehlt won den Haeusern der Tsunamihilfe, die leer stuenden. Es kuemmert sich einfach keiner darum, weil ja auch keine Touristen kommen und die Leute schlecht erreichbar waeren. Wir erzaehlen, dass wir mit dem Auto aus Deutschland gekommen sind und die letzten 2 Monate eine Tour durch Sumatra gefahren sind. Der Mann nickt und meint: 'wo ist das, Sumatra?'

3 Tage bleiben wir am Strand, bis wir letztendlich nach etlichen Versuchen endlich den Mann treffen, der uns das Zimmer vermietet. Eine Bekannte von ihm hat ihm letztendlich ausgerichtet, dass wir am Strand campen und er kam daraufhin bei uns vorbeigefahren. Am Strand wurden uns noch einige weniger wichtige Dinge gestohlen, Klamotten, die zum Trocknen draussen hingen und Nagelscheren aus Agiel Rucksack. Die Tauchmaske von Vasco war auch verschwunden, was ein bisschen aegerlich ist, da sie nicht so ganz leicht zu ersetzen ist. Paradies mit Schattenseiten also, nichts desto Trotz sind wir froh, hierhergekommen zu sein.

Silvester werden wir auf Pulau Weh verbringen, dort wimmelt es nur so von Touristen, Indonesier und Westler, was fuer ein Unterschied und das nur ein paar Kilometer weiter..

Jetzt wuenschen wir Euch allen ein gutes neues Jahr 2014 und wollen damit unseren Blog beenden. Am 14. Januar verlassen wir Indonesien fuers erste und Pingu bleibt alleine hier. Die letzten 4 Monate werden wir noch ein bisschen Urlaub machen...

Sonntag, 22. Dezember 2013

Bilder zu Tangkahan

Bei den Elefanten in Tangkahan

Seit Monaten schon, ohne zu uebertreiben, eigentlich seit unserer Abreise, liegen uns die Kinder in den Ohren : 'Wir wollen zu den Elefanten!'

Tangkahan besitzt eine sogenannte CRU (Conservation Response Unit), eine von 5 Elefanten-Stationen in Sumatra. Urspruenglich wurden die Tiere im Auftrag der Regierung eingefangen und als Arbeitstiere genutzt. Auch heute noch ist das die Hauptaufgabe, nicht, Touristen durch den Dschungel zu reiten. Angesichts der schnell fortschreitenden Verkleinerung des Lebensraums der Elefanten, die eigentlich im Tiefland-Dschungel leben (dieser musste als erstes den Oelpalmen-Plantagen weichen), kommt der Konservierung und Aufzucht des Nachwuchses eine grosse Bedeutung zu. Man schaetzt, dass es in Sumatra noch ca. 2000 Elefanten in freier Wildbahn gibt, die Zahl hat sich in den letzten 50 Jahren mehr als halbiert und daher steht der Sumatra-Elefant schon seit langem auf der roten Liste der bedrohten Tierarten. In der CRU gibt es 8 Elefanten, davon 1 Baby mit ca. 1 Jahr.

Man kann hier fuer eine Stunde durch den Dschungel reiten und die Elefanten anschliessend waschen, wir buchen die Tour am Vormittag, zuerst geht es also mit der Waschbuerste zum Fluss. Die Dickhaeuter legen sich brav auf die Seite und wir koennen ihnen den Schlamm runterschrubben. Die Kinder haben doch etwas Respekt, trauen sich nicht wirklich, auf den Elefant draufzusitzen. Zum Schluss kann sich, wer will noch mit dem Ruessel abduschen lassen und dann gibt es Bananen zur Belohnung.

Sima macht alles mit, wir reiten zuerst durch den Fluss. Der ist nach dem vielen Regen die letzten Tage ganz schoen angestiegen, die Elefanten stehen bis zu den Ohren im Wasser. Dann geht es ueber schmale Trampelpfade steil bergauf und bergab, wir muessen uns gut festhalten. Es ist fast unglaublich, wie geschickt die Tiere trotz ihres Gewichts sind. Wahrscheinlich haetten wir zu Fuss auf diesem schlammigen Weg einige Schwierigkeiten. Natuerlich brauchen wir lang, vor allem, weil wir immer wieder halten muessen, um einen kleinen Busch als Zwischensnack zu uns zu nehmen. Ich frage den Ranger, wie oft denn so ein Elefant am Tag isst. Er lacht und meint:' staendig, euer Elefant hier zum Beispiel, ein Weibchen, ist im Vergleich leicht mit 2,5 Tonnen, sie frisst jeden Tag 10% ihres Koerpergewichts, also 250kg Gruenzeug. Maennchen wiegen bis zu 7 Tonnen!'

Wieder bei der Flussfaehre und beim Nationalpark-Buero buchen wir noch eine Trekkingtour fuer den naechsten Tag. Nur leider ist der komplett verregnet, zum vereinbarten Zeitpunkt schuettet es so, dass wir beschliessen, besser in unserer gemuetlichen Holzhuette am Fluss zu bleiben und auf der Terasse Carcassonne zu spielen. Nachmittags fahren wir zum Buero und verschieben das Ganze um einen Tag. Es hoert zwar in der Nacht auf zu regnen, trotzdem ist der Wasserstand im Fluss wieder so stark angestiegen, dass die Faehre mitten im Fluss endet und wir ziemlich tief durchs Wasser waten muessen. Noch dazu ist es sehr schlammig und die lieben Blutegel sind einfach ueberall. Sobald man stehen bleibt, wird man ueberfallen. Vasco hat seit heute morgen geradezu Fressattacken und deshalb machen wir mehr Pausen, als wirklich zu ertragen ist. Die Parallele zum Elefant ist euch sicher nicht entgangen.
Zurueck am Fluss ist die Bilanz: ein Blutbad im Schuh und Mueckenstiche, die nicht mehr zu zaehlen sind. Wir lieben die Natur!

Trotzdem hoffen wir, dass die Plaene der Regierung, die CRU aufzuloesen nicht so bald in die Tat umgesetzt werden. Denn dann wuerden die paar Touristen, die sich hierher verirren, wahrscheinlich auch nicht mehr kommen. In den paar Tagen, die wir hier verbracht haben, trafen wir nur ein Paar aus Frankreich und Sonya aus Neuseeland, die hier fuer den Oekotourismus taetig ist und neue Pfade durch den Dschungel erschliessen will. Auch die Weiterbildung der 32 zertifizierten Guides im Ort wird von ihr koordiniert. 

Samstag, 14. Dezember 2013

Was passiert mit Pingu?

Ronna ist bester Laune, als wir in Medan ankommen. Ihre Schwiegermutter aus Deutschland hat ihr versprochen, Geld zu ueberweisen, um endlich ihren Kredit ausloesen zu koennen. Ist das Geld bis Ende Dezember nicht da, wird das Land ihrer Familie versteigert, das sie verpfaendet hat. Ihre 7 Geschwister wuerden das nicht besonders schaetzen und sie womoeglich aus der Familie verstossen, was so ziemlich das schlimmste ist, was einem Indonesier passieren kann. Nach meinem Telefonat vom letzten Mal hat sie also noch einen Brief geschrieben und beim Uebersetzer auf Deutsch uebersetzen lassen und uebers Konsulat den Schwiegereltern geschickt. Das Geld ist zwar immer noch nicht auf dem Konto, aber sie ist guter Dinge.

Wir beziehen das groesste Zimmer und lernen am Abend Joachim 'sugar' Sucker aus Berlin kennen. Er haette gerne eine unbegrenzte Aufenthaltsgenehmigung in Indonesien, hat einen totsicheren Plan. Dazu muss er einfach nur eine Firma gruenden mit 35% indonesischer Beteiligung. Mit dem Auto glaubt er auch, uns helfen zu koennen, schliesslich kennt er den Gouverneur von Nord-Sumatra persoenlich. Wir wollen es aber doch erst mal beim Zoll versuchen und machen uns am Morgen auf den Weg zum Hafen. Ronna hatte schon gute Nachrichten, das Geld ist angekommen, 10.000 Euro, genug, um ihren Kredit abzubezahlen.

Unterwegs nach Belawan faellt uns auf, dass jemand mit einem Messer in die LKW-Plane unseres Koffers geschnitten hat. Der Schnitt ist tief und geht einmal fast ganz durch unser fast neues Quechua-Zelt, welches wir vor unserer Abreise gekauft hatten. Man lernt beim Reisen, dass materielle Dinge nicht wirklich wichtig sind, Feni kann vielleicht den restlichen Stoff noch irgendwie verwerten, was solls! Vascos Billigzelt aus dem Iran ist zum Glueck noch ganz, sonst haette es wieder Traenen gegeben. Kindern kann man die gleichgueltige Einstellung zu materiellen Dingen eben noch schwer vermitteln...

Beim Zoll das endgueltige Aus unseres grossartigen Plans, das Auto zu verschenken. Wir werden in ein Buero gebeten und nach unserem Anliegen gefragt. An der Wand haengen Plakate der neuen Offensive gegen Korruption- soso. Wir unterhalten uns fast 2 Stunden mit einem Beamten, der uns mit ungeheuerer Geduld versucht, den komplexen Sachverhalt zu erklaeren. Er wuerde uns mal wieder gerne helfen, aber das Problem liegt gar nicht beim Zoll. In Indonesien gibt es offenbar keine Importgenehmigung fuer gebrauchte PKW. Wohl ist es in Ausnahmefaellen moeglich, dann aber nur mit einer Sondergenehmigung des Handelsministeriums in Jakarta. Diese Sondergenehmigung bekommen z.B. Hilfsorganisationen, aber dann meistens gleich fuer 20 bis 30 Fahrzeuge. Und wir duerfen natuerlich wie schon in Banda gehoert, nicht an eine Privatperson verschenken. Sollten wir also die Sondergenehmigung wider Erwarten bekommen, dann kann uns der Zoll die Verbleibsbescheinigung unterschreiben- man weiss zwar nicht genau, wozu das gut sein soll, aber wenn wir Wert drauf legen, ok..

So, jetzt muessten wir also erst mit dem Auto nach Jakarta und dort das Handelsministerium bestechen und anschliessend den Zoll in Medan und womoeglich auch noch die Polizei in Banda Aceh fuer eine ordnungsgemaesse Zulassung. Einfacher ist es an diesem Punkt die Flinte ins Korn zu werfen und den Ruecktransport nach Hamburg zu organisieren. Uns bleibt noch Sugar und sein Gouverneur, der letzte Strohhalm, an den wir nicht wirklich glauben. Es ist nicht schoen, wenn die Plaene, die man macht, sich einfach nicht realisieren lassen, aus welchen Gruenden auch immer. Aber es gibt auch schlimmeres: David und Regina, die wir in Goa getroffen hatten (bluffgoesbluff.jimdo.com) sitzen mit Getriebeschaden in Laos und warten auf Ersatz aus Deutschland.

Wir sitzen mit Sugar noch etwas draussen und unterhalten uns ueber so dies und jenes Unverstaendliche in diesem Land. Sugar, der vor einiger Zeit ein Hotel in Medan geleitet hat, sagt, es gaebe hier z.B. auch kein Grundbuchamt, und so kommt es schon vor, dass ein und dasselbe Haus von 3 Parteien beansprucht wird, da jede Partei einen echten oder gefaelschten Kaufvertrag hat.

Ueber unsere Koepfe rauschen ein Dutzend Kampfjets, der alte Flughafen wird offensichtlich nun vom Militaer genutzt. Ronna meint, sie bringen Hilfslieferungen zum Sinabung, der noch immer Asche spuckt. Viele Doerfer mussten bereits evakuiert werden. Sie sind also in ziviler Mission unterwegs, wir merken keinen Unterschied zum Krieg. Als noch der Nachbar seinen grossen Generator anwirft -mal wieder Stromausfall- ist die Geraeuschkulisse perfekt und jede weitere Unterhaltung zwecklos.

Wir bleiben noch einen Tag in Medan, vor allem um uns nach dem Weg nach Tangkahan zu erkundigen. Unser naechstes Ziel liegt am oestlichen Rand des Gunung Leuser Nationalparks und ist weder auf unserer Strassenkarte noch in Google Maps vorhanden. Wir werden uns durchfragen muessen. Immerhin wissen wir jetzt ungefaehr, wo sich die Abzweigung von der Hauptstrasse befindet. Als wir schliesslich startklar sind, moechte Ronna auf gar keinen Fall, dass wir etwas fuer das Zimmer bezahlen, auch fuer Essen und Trinken will sie kein Geld annehmen. Ich erinnere sie daran, dass zwar der Kredit abbezahlt ist, die Miete fuer das Guesthouse aber auch noch bezahlt werden muss. Sie meint, wir waeren Schwestern und daher ginge das nicht. Schnell, bevor sie sich wehren kann, hole ich eine grosse Packung Aceh-Kaffee aus dem Auto und schenke sie meiner Schwester.

Danke Ronna, wir kommen wieder, sicher im April!


Dienstag, 3. Dezember 2013

Wir feiern Geburtstag!

Die Strasse ist gut aber stark befahren, der ganze Schwertransport von Medan nach Jakarta rollt ueber diese Route. Fast unfassbar auch, dass wir 2 Tage von frueh morgends bis Sonnenuntergang nichts anderes sehen als Oelpalmen. Das Resultat einer verfehlten Biospritpolitik nicht zuletzt auch durch die Beimischungsgesetze der EU. Auf halber Strecke sehen wir 2 Radfahrer mit Gepaeck. Sie fahren statt 2 Tagen mindestens eine Woche durch die Monokultur.

Es ist mal wieder dunkel als wir in Pekanbaru ankommen, das letzte Stueck vorbei an riesigen Oelfeldern in Duri und Minas, Chevron ist hier dick im Geschaeft. Neben den Oelpalmen verlaufen jetzt Pipelines am Rand der Strasse. Dass nicht viel vom Oelgeld bei der einheimischen Bevoelkerung ankommt, ist vor allem dem verbrecherischen Ex-Praesidenten Soeharto zu verdanken, der saemtliche Schuerf-und Fischereirechte den Amerikanern fuer unbestimmte Zeit verkauft hat. Die Summe dafuer von 17 Milliarden US $ landete auf einem schweizer Nummernkonto des Familienclans.

 Bevor die Amerikaner also hier in den 40er Jahren die erste Oelquelle entdeckten, war Pekanbaru ein kleiner Hafenort am Sungai Siak, heute ist es eine schnell wachsende, moderne Stadt mit ca. 1 Mio. Einwohner. Teuere Hotels und Shopping Malls gehoeren zum Stadtbild und seit einer grossen nationalen Sportveranstaltung im letzten Jahr auch 4 nagelneue Stadien. Welch Kontrast zu Sidihoni!

Christine, die ich vor 8 Jahren auf einem Pelni-Schiff kennengelernt hatte, hat ihr Haus um 2 Raeume und einen kleinen Laden erweitert und ihre Familie deutlich vergroessert. Das juengste Mitglied Marcello ist gerade mal 3 Wochen alt. Ausserdem hat sie die Kinder ihrer Schwester aufgenommen, Joseph und Viola. Deren Vater sitzt fuer 6 Jahre im Gefaengnis wegen dem Besitz einer kleinen Menge Ganjah (soll fuer all diejenigen als Warnung dienen, die noch der Meinung waren, der Besitz von Ganjah wuerde hier als 'Kavaliersdelikt' angesehen und mehr oder weniger toleriert). Die Mutter ist unauffindbar, man munkelt mit ihrem neuen Freund und schwanger nach Jakarta durchgebrannt.

So sind wir nun 7 Kinder im Haus, ihr koennt euch sicher vorstellen, dass wir keine Langeweile haben! Messaq und Sima streiten staendig, was jedes Mal im Geschrei endet. Christine und Emsir sind Christen und so koennen wir immerhin am Abend ein Bierchen trinken, wenn die Kinderschar endlich schlaeft.

Dabei schlaegt Christine vor, wir koennten doch Sima's Geburtstag feiern mit - so sagen wir mal 30 Kindern! Wir haben ein bisschen ein schlechtes Gewissen Vasco gegenueber, der ohne weitere Kinder im Iran gefeiert hat und das Jahr zuvor gerade mal 4 Kinder einladen durfte, wovon 2 abgesagt haben. Fuer naechstes Jahr versprechen wir ihm eine ganz grosse Party. Naja, 30 Kinder sind in Deutschland schwer aufzutreiben, das wird eine Herausforderung! Wir fahren zusammen zum Grossmarkt und kaufen alles noetige, Einladungskarten, Luftballons, Geschenktueten mit Suessigkeiten. Auf dem Heimweg bestellen wir eine Geburtstagstorte. Dieser Service ist hier ueblich und gar nicht so teuer, man bekommt die Torte zum bestellten Termin mit Namen und der passenden Kerze dazu.

Unterdessen finden wir in der Stadt sogar einen VW-Service und lassen endlich unsere Schaltung in Ordnung bringen. Die Gummikugel hat sich jetzt komplett aufgeloest. Sie wird durch ein selbstgeschnitztes Teil aus einem alten Reifen ersetzt. Passt und funktionniert einwandfrei, die Maedels aus dem Buero posieren vor unserem Bus zur Fotosession. Dann machen wir uns weiter auf die Suche nach einer wasserdichten Kamera. In Banda Aceh hatten wir noch gezoegert, aber nach den Testberichten klingt die Nikon Coolpix AW110 doch ganz sinnvoll, bis 18m wasserdicht und aus 1, 50m Fallhoehe unkaputtbar, Sima hat noch keinen Meter, wichtiges Kriterium...hat jemand vielleicht schon Erfahrung mit Outdoorkameras? Wir haben sie am Ende doch nicht gekauft, da man uns nach mehrmaligem Nachfragen erst von mir, dann von Patrice und noch von Emsir, keinen Discount einraeumen wollte.


Einen Tag vor der Party liegt Vasco mit Fieber im Bett, das hat er wohl von Messaq, den es einige Tage zuvor erwischt hatte. Christine verteilt die Einladungen mit dem Roller, als sie zurueckkommt, meint sie, jetzt seien einige enttaeuscht, weil sie nicht eingeladen sind. 30 sind einfach zu wenig! Dann kann es losgehen, die Wohnung ist geschmueckt, die Moebel sind draussen, statt dessen werden Matten auf dem Boden ausgelegt. Emsir ist der DJ und legt eine Karaoke-Kindergeburtstags-DVD auf. 

Die ersten Gaeste sind da und Sima kommt kaum nach mit dem Geschenke auspacken, 2 Handys, eine Barbiepuppe, die Geige spielt, eine Maltafel und oh weh, ein rosa 'Hello Kitty' Handtaeschchen. Ich ueberlege nur ganz kurz, ob man sie vielleicht in der Waschmaschine umfaerben koennte, zwecklos. Sie hat sie bereits ins Herz geschlossen und geht nirgendwo mehr hin ohne ihre 'Tasche'. Nach dem zeremoniellen Anschnitt der Torte, werden erst die Eltern und der Bruder gefuettert und dann darf jeder dem Geburtstagskind einen Loeffel geben. Dann muss Sima jedem anwesenden Kind ein Stueck Kuchen und eine Geschenktuete verteilen und natuerlich die Glueckwuensche entgegennehmen. Christine kocht noch eine grosse Pfanne mit Mie mit Wuerstchen fuer alle, und bemerkt sicherheitshalber, dass alles halal ist. Normalerweise essen Muslime nichts bei Christen, da sie nicht sicher wissen, ob die strengen Regeln eingehalten wurden. Heute sind alle Religionsgruppen anwesend: Christen, Muslime und sogar Chinesen.

Der Tag des Abschieds ist gekommen, wir stehen mit dem Rest der Familie um 6 Uhr auf und sogar die Kinder sind wach, um sich zu verabschieden. Eine knappe Stunde spaeter halten wir vor der Pforte von Chevron Indonesia in Minas. Wir sehen die Chancen gegen Null gehen, dass man uns hier Eintritt gewaehrt, aber Fragen kostet schliesslich nichts. An der Pforte weist man uns darauf hin, dass wir nicht berechtigt sind, diese zu passieren. Schon klar, aber wir wollten mal fragen, ob man das Oelfeld auch besichtigen kann. Der Mann schickt uns zu einem kleinen Buerogebaeude ein paar Hundert Meter vor der Pforte. Dort ist es angenehm klimatisiert und eine aeltere Frau im Business-Outfit fragt nach meinem Anliegen. Es ist Lena, die Public Relations Managerin. Nun ja, wir wuerden gerne das Oelfeld besichtigen, da wir aus Deutschland kommen und es dort nicht viele Oelfelder gibt. Klingt soweit ja plausibel. Zudem bekunde ich mein besonderes Interesse wegen meinem frueheren Studium als Chemieingenieur, was 100% der Wahrheit entspricht.

In 1 bis 2 Tagen koennte sie solch eine Besichtigung fuer uns organisieren. Schon mal mehr als wir je erwartet haben, aber 2 Tage in Minas bleiben? Ich frage, ob nicht eine kurze Besichtigung heute moeglich waere. Sie bittet mich in einen Besprechungsraum, in der 5 Maenner sitzen, unter anderem ihr Chef, ein Chinese, der einen Sohn hat, der in Berlin studiert. Alle sprechen perfekt Englisch und man schlaegt vor, dass Lena mit uns durchs Werksgelaende fahren soll, bis zu einem Aussichtspunkt, von dem aus man das Oelfeld ueberblicken kann. Aber fotografieren ist natuerlich nicht erlaubt, das verstehen wir sicher. Wie einfach war das denn jetzt? Ich fasse es kaum und versuche, die Begeisterung etwas zu unterdruecken.

Schon nimmt Lena auf dem Beifahrersitz Platz, ein Mann bringt uns 4 Flaschen Wasser. Alle stehen neben Pingu und sind begeistert von unserer grossen Reise. Lena arbeitet seit 30 Jahren hier, das Oelfeld gibt es schon seit 70 Jahren. Das Gelaende ist riesig, wir fahren vorbei an einem Kraftwerk, an einigen Probebohrungen und erreichen schliesslich die Aussichtsplatform. Die eigentlichen Bohrungen sind heutzutage eher unscheinbar, da sich die Pumpe unter der Erde befindet, wie man uns erklaert. Man sieht nur ein Rohr, das in der Erde verschwindet. Drumherum ist ein Zaun mit dem Hinweis 'Achtung Hochspannung'. Das Oel befindet sich hier in 1 bis 2 Kilometern Tiefe und da das Oelfeld schon recht alt ist, wird eine Seifenloesung nach unten gepumpt, um das restliche Oel leichter foerdern zu koennen. Alles, was ueber der Erde zu sehen ist, dient zur Trennung des Oels vom Gasanteil und von der Seifenlauge. Oben auf dem Berg befinden sich die Tanks fuer das Rohoel, das spaeter ueber eine Pipeline direkt auf die Tankschiffe im Hafen von Dumai geladen wird. 

Nachdem wir uns fuer die unerwartete Werksbesichtigung bedankt haben fahren wir ein paar Kilometer weiter zur ersten Oelquelle in der Region, sie ist seit 2007 stillgelegt und foerderte seit 1944 4,5 Millarden Barrel. Hier duerfen wir soviele Fotos machen, wie wir wollen.