Dienstag, 17. September 2013

Der Expressbus nach Hampi

Hatten uns die Israelis am Tag zuvor erzaehlt, der Bus nach Hampi, der Tempelstadt in Karnataka, brauche ungefaehr 4 Stunden, also sehen wir keinen Grund zur Eile. Wir kurven auf kleinen Strassen durch den Dschungel der Western Ghats, eine Strasse ist gesperrt, also nehmen wir eine andere, wir werden in einem kleinen Dorf von einer Familie zu Tee und Keksen eingeladen und duerfen mit dem Priester einer Ganesha-Zeremonie beiwohnen. Der Priester verteilt Trauben an alle- da dachte ich immer, wir muessen den Goettern Opfer bringen und nun lerne ich, wir bekommen von den Goettern etwas geschenkt! Wer kann den Hinduismus verstehen?

Gut, eine Stunde verloren, war ja nett, aber jetzt beginnt uns so langsam zu daemmern, dass wir noch eine Riesenstrecke vor uns haben und bald ist klar: wir werden bis am Abend nicht mal die Haelfte des Weges schaffen. Der Bus braucht 11 Stunden sagt man uns spaeter in Hampi, nur fuer Israelis gibt es scheinbar diesen Mega-Express-Bus...
Wir verbringen ueberhaupt sehr viel Zeit auf der Strasse und haben am Ende nur noch einen Tag Zeit, um die alte Stadt anzuschauen. Hampi war, durchaus vergleichbar mit Angkor Wat in Kambodscha eine recht grosse Stadt mit einer geschaetzten halben Million Einwohner, die Mitte des 17. Jahrhunderts zerstoert und nie wieder aufgebaut wurde. Auf einer sehr grossen Flaeche liegen die Ruinen der Tempel verstreut in der Landschaft und wir sind froh, dass wir Pingu haben, zum Laufen waere es zu weit. Hampi selbst ist heute ein kleines Dorf am Fluss mit einer schoenen Atmosphaere vor allem morgens, wenn die Leute zum Baden zum Fluss kommen. Ausserdem wird jeden Morgen der Tempelelefant gebadet, ein lohnendes Schauspiel. Wir wohnen in einer Huette am Fluss, Affen wecken uns morgens mit Spruengen auf unser Dach. Es waere also schoen gewesen, hier ein paar Tage zu verbringen, Mr. Vivek von der Shipping Company bestellt uns aber bereits am 17. September nach Madras, das Schiff nach Malaysia 3 Tage spaeter.

Da denkt man, man hat ein Jahr Zeit und muss sich staendig beeilen. Die Fahrt nach Madras nimmt nochmal 2 Tage in Anspruch, sogar der Highway ist stellenweise nur eine Schlaglochpiste und kurz nach Hampi stehen wir erst mal ohne ersichtlichen Grund 2 Stunden im LKW-Stau. Am Abend dann kurz bevor wir uns in einem Motel an der Stadtumfahrung von Bangalore ein Zimmer nehmen, stehen wir an einem Bahnuebergang. Unsere Nerven liegen eh schon blank von einer sehr stressigen Fahrt. Ich hoere das Gebimmel schon von Weitem und sehe, wie ein Mann von Hand versucht, die Schranke abzusenken. Konsequenterweise bleibe ich stehen und stelle den Motor ab. Nicht so der Gegenverkehr. Sie fahren einfach weiter, sodass der Mann die Schranke nicht weiter absenken kann. Von hinten kommen 2 Maenner aufgeregt angerannt und schreien mich an, ich soll doch endlich fahren. Patrice steigt aus und faengt auch an zu schreien, ich glaube, sie pruegeln sich gleich. Der Gegenverkehr laesst eine gefuehlte Ewigkeit spaeter eine minimale Luecke und die Schranke kracht nach unten.
Was aber immer noch nicht heisst, dass sie aufhoeren zu fahren. Ein paar Mopeds quetschen sich UNTER der Schranke durch. Die Maenner schreien sich noch immer an, als der Zug ungebremst durchrauscht und durch reines Glueck niemand erwischt.

In Madras draengen wir uns durch das Verkehrschaos und finden sogar ohne google maps (das Internet wurde uns aus irgendwelchen Gruenden von Vodaphone gekuendigt) nach Triplicane und es gibt beim Broadland Hostel auch einen bewachten Parkplatz. Das Broadlands ist ein grosses renoviertes Kolonialhaus, das ich noch von einem frueheren Besuch kenne. Das Familienzimmer ist riesig direkt neben der Dachterasse. Die Anstrengung hat sich allemal gelohnt und wir finden, dass wir fuers erste genug haben von den indischen Strassen. Wir moechten uns zwar nicht selbst loben, aber doch erwaehnen, dass uns die Fahrt quer durch Suedindien keinen einzigen Aussenspiegel gekostet hat. Na gut, ich habe einmal mit dem rechten Spiegel eine Frau getroffen, die in einer Rikscha sass, aber der Spiegel haengte sich nur aus. Wie es der Schulter der Frau geht, wissen wir leider nicht. Auch der Zustand unserer Achsen kann nach 4 uebersehenen Bremshuegeln, die wir ungebremst ueberschanzt haben, nicht mehr der beste sein.

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